B. II. c) — III. Aus Goethes Achilleis. — Unterhaltungen mit Schiller. 227 unterstützt durch Hephaistos' Gebild. So gleitet' er herrlich bis zum goldenen Thron, dem künstlichen, saß, und die andern Stehenden neigten sich ihm und setzten sich, jeder gesondert. 80 Munter eilten sogleich die schenkbeflißnen, gewandten Jugendgötter hervor, die Charitinnen und Hebe, spendeten rings umher des reichen ambrosischen Gischtes, voll, nicht überfließend, Genuß den Uranionen. Nur zu Kronion trat Ganymed, mit dem Ernste des ersten 85 Jünglingsblickes im kindlichen Aug', und es freute der Gott sich. Also genossen sie still die Fülle der Seligkeit alle. III. Erinnerungen aus Unterhaltungen mit Schiller im Äahre 1801. Aufgezeichnet von Christiane v. Wurmb, später Gattin des Gymnasiumsdirektors Abeken in Osnabrück. (Schillers Leben, S. 289 ff.) Den 9. März, als ich ihm ganz allein den Tee in feiner Stube bereitete und er aufhörte zu arbeiten. 5 Es ist schwer und gehört ein Grad von Kultur und Vollkommenheit dazu, die Menschen so zu nehmen und nicht mehr von ihnen zu verlangen, als in ihren Kräften steht. Es gibt Gemüter, die nie an diesen Stein des Anstoßes geraten; sie sind nicht zum tiefen Denken gewöhnt; sie nehmen, genießen und geben, weil es der Zufall so will. Ist dagegen bei andern io Naturen der erste jugendliche Traum verrauscht, wo alles in freundlichem Lichte erscheint, wo man alles umfassen möchte, wo man wähnt, alles, was da ist, sei um unsertwillen da; — ist dieser süße Blick verschwunden: dann erscheint uns sogleich alles ernster; der Mensch erscheint uns in anderer Gestalt. Wo wir sonst liebten, bewunderten, anbeteten — da sehen wir is oft mit freiem Blick die trüben Quellen. Es gehört ein Grad von Ver¬ stand und ein weiches, unverdorbenes Herz dazu, daß die Menschenliebe siege. Den 14. März, als der kleine Ernst sich vor einem Hunde fürchtete und nicht ohne mich über die Straße gehen wollte. Man könnte den Menschen zum halben Gott bilden, wenn man ihm «> durch Erziehung alle Furcht zu benehmen suchte. Nichts in der Welt kann den Menschen sonst unglücklich machen, als bloß und allein die Furcht. Das Übel, was uns trifft, ist selten oder nie so schlimm, als das, welches wir befürchteten. Das Tier hat hierin einen Vorzug. Der Ochse, welcher zur Schlachtbank geführt wird, fürchtet nicht eher den Schlag, als bis er 25 trifft. Und auf diesen Grad von Furchtlosigkeit sollte der Mensch durch seinen klaren, hellen Verstand gelangen. Er sollte suchen, das Übel aus dem Wege zu räumen, es aber nicht fürchten. Den 15. März, als sein kleiner Sohn mich fragte, was im Winde fei, und ich ihm erzählte, daß ich ihn an den Vater gewiesen. 30 Man sollte es sich zur heiligsten Pflicht machen, dem Kinde nicht zu früh einen Begriff von Gott beibringen zu wollen. Die Forderung muß von innen heraus geschehen, und jede Frage, die man beantwortet, ehe sie 15*