238 so wurde denn, gleich rühmlich für beide Nationen, der Wettkampf der Tapferkeit entschieden. Es verdient bemerkt zu werden, wie der Herzog von Parma, den man zum Schiedsrichter dieses Wettstreits gemacht hatte, das zarte Ehrgefühl seiner Krieger zu behandeln pflegte. Den Italiener Ca- pizucchi umarmte er vor den Augen der Truppen und gestand laut, daß er vorzüglich der Tapferkeit dieses Officiers die Eroberung der Brustwehr zu danken habe. Den spanischen Hauptmann Toralva, der stark verwundet war, ließ er in sein eignes Quartier zu Stabroek bringen, auf seinem eignen Bette verbinden und mit demselben Rocke bekleiden, den er selbst den Tag vor dem Treffen getragen hatte. 30. Nach Einnahme der Brustwehr blieb der Sieg nicht lange mehr zweifelhaft. Die holländischen und seelündischen Truppen, welche aus ihren Schiffen gesprungen waren, um mit dem Feinde in der Nähe zu kämpfen, verloren auf einmal den Muth, als sie um sich blickten und die Schiffe, welche ihre letzte Zuflucht ausmachten, vom Ufer abstoßen sahen. Denn die Flut fieng an sich zu verlaufen, und die Führer der Flotte, aus Furcht, mit ihren schweren Fahrzeugen auf dem Strande zu bleiben und bei einem unglücklichen Ausgange des Treffens dem Feinde zur Beute zu werden, zogen sich von dem Damme zurück und suchten das hohe Meer zu gewinnen. Kaum bemerkte dies Alexander, so zeigte er seinen Truppen die fliehenden Schiffe und munterte sie auf mit einem Feinde zu enden, der sich selbst aufgegeben habe. Die holländischen Hilfstruppen waren die ersten, welche wankten, und bald folgten die Seeländer ihrem Beispiele. Sie warfen sich eiligst den Damm herab, um durch Waten oder Schwimmen die Schiffe zu erreichen; aber weil ihre Flucht viel zu ungestüm geschah, so hinderten ffe einander selbst und stürzten haufenweise unter dem Schwerte des nach¬ setzenden Siegers. Selbst an den Schiffen fanden viele noch ihr Grab, weil jeder dem andern zuvorzukommen suchte und mehrere Fahrzeuge unter der Last derer, die sich hineinwarfen, untersanken. Die Antwerper, die für ihre Freiheit, ihren Herd, ihren Glauben kämpften, waren auch die Letzten, die sich zurückzogen, aber eben dieser Umstand verschlimmerte ihr Geschick. Manche ihrer Schiffe wurden von der Ebbe übereilt und saßen fest aus dem Strande, so daß sie von den feindlichen Kanonen erreicht und mitsamt ihrer Mannschaft zu Grunde gerichtet wurden. Den andern Fahrzeugen, welche vorausgelaufen waren, suchten die flüchtigen Haufen durch Schwimmen nachzukommen; aber die Wuth und Verwegenheit der Spanier gieng so weit, daß sie, das Schwert zwischen den Zähnen, den Fliehenden nachschwammen und manche noch mitten aus den Schiffen her¬ ausholten. Der Sieg der königlichen Truppen war vollständig, aber blutig; denn von den Spaniern waren gegen achthundert, von den Niederländern (die ertrunkenen nicht gerechnet) etliche tausend auf dem Platze geblieben; und auf beiden Seiten wurden viele von dem vornehmsten Adel vermißt.