247 sich wohlgemuth zu Pferde, obgleich ihn bei jeder Bewegung die ge¬ quetschten Glieder schmerzten. Als er sah, wie stark es geregnet hatte, und daß es noch immer fort regnen würde, sagte er: „Das sind unsere Alliirten von der Katzbach, da sparen wir dem König wieder viel Pulver." Blücher begab sich an die Spitze des Heertheils von Bülow, der voranzog und zuerst an den Feind kommen mußte. Er that alles, um den Marsch zu beschleunigen; allein schon gleich anfangs wurde derselbe durch ein zufälliges Hinderniß unerwartet aufgehalten: in Wavre entstand eine Feuersbrunst, welche die Haupt¬ straße sperrte und die Truppen zu Umwegen nöthigte. Weiterhin wurde es noch schlimmer. Der unaufhörliche Regen hatte den Boden ganz durchweicht, die Bäche geschwellt, jede kleinste Vertiefung mit Wasser gefüllt. Die schmalen Wege durch Wald und Gebüsch nöthig¬ ten zu häufigem Abbrechen der Glieder. Das Fußvolk und die Rei¬ terei kamen mit Mühe fort, das Geschütz machte unsägliche Beschwer; der Zug rückte zwar immer vor, aber mit solcher Langsamkeit, daß zu befürchten war, er werde zur Schlacht viel zu spät eintreffen und weit über den Zeitpunkt hinaus, in welchem er für Wellington noch die versprochene Hilfe sein könne. Officiere kamen und brachten Nachricht von dem Gange der Schlacht, von Napoleons übermächtigem Andränge, und wie sehr die Ankunft der Preußen ersehnt werde. Blücher, in heftigen Sorgen, sein gegebenes Wort nicht zu lösen, rief sein: Vorwärts, Kinder, vorwärts! anfeuernd in die Reihen der Truppen; überall fördernd flogen seine Blicke und Worte umher; wo ein Hinderniß entstand, wo eine Stockung sich zeigte, war er so¬ gleich gegenwärtig. Aber die Truppen erlagen fast den Mühselig¬ keiten; aus dem Gemurmel der im Schlamme und durch Pfützen sich sortarbeitenden klang es hervor, es gehe nicht, es sei unmöglich. Da redet Blücher mit tiefster Bewegung und Kraft seine Krieger an: „Kinder, wir müssen vorwärts! Es heißt wohl, es geht nicht; aber es muß gehen! Ich hab es ja meinem Bruder Wellington versprochen! hört ihr wohl? Ihr wollt doch nicht, daß ich wortbrüchig werden soll?" 5. Und so gieng es dann mit allen Waffen unaufhaltsam vor¬ wärts. Es war angenommen, die Preußen würden um 2 Uhr Nach¬ mittags zur Schlacht kommen. Aber erst nach 4 Uhr war endlich der schwierige Engweg von Saint Lambert über und durch den Bach von Lasnes zurückgelegt, und nur zwei Brigaden und die Reiterei von Bülow hatten jenseits ihre verdeckte Aufstellung erreicht und erwarteten das Herankommen der übrigen. Napoleon indeß war auf