278 Übergängen vertreten. Da die Landschaft vorzugsweise durch die Gebirgs— formation bestimmt wird, so ist es nicht ohne Interesse, das geographische Gebilde unter diesem Gesichtspunkt in ein übersichtliches Bild zusammen— zufassen. 2. Wir beginnen mit dem Schwarzwald. Ein weitgedehnter, dunkler Nadelwald, in den sich der Mensch zu seiner Ansiedlung und zum Betrieb der Landwirtschaft da und dort Lücken gebrochen hat, überzieht die rot— sandigen Flächen dieses Gebirgszugs. Es lagert im allgemeinen ein tiefer Ernst auf den Schwarzwaldhöhen; riesige Tannen entwachsen dem mit Moosen, Farnkräutern, Heidel- und Preiselbeeren dicht bedeckten, immer beschatteten Waldboden, dessen farbenarme Flora nur durch einige schön blühende Pflanzen (Fingerhut, Besenpfrieme, Weidenröschen u. s. w), jedoch nur an lichteren Waldstellen, unterbrochen wird. Übrigens hat der württem— bergische Schwarzwald nicht durchgäugig den gleichen Charakter. Der öst— liche Teil bildet eine weite, allmählich gegen Osten und zugleich gegen Nor— den sich abdachende Hochebene, in welche tiefe, enge Täler einbrechen, deren Steilgehänge mit losen Felstrümmern wild verworren überlagert sind. Diese wilden, durch Seitentälchen und Schluchten vielfältig unter— brochenen Waldabhänge reichen entweder bis zur Talsohle, oder sie wer— den am Fuß derselben mühevoll für die Landwirtschaft benützt. Die im allgemeinen schmalen, wiesenreichen Talebenen ziehen sich wie lichtgrüne Bänder durch den Schwarzwald und rufen einen freundlichen Gegensatz mit dem düstern Charakter des dunkeln Tannenwaldes hervor. Klare, forellenreiche Flüsse und Bäche, denen von beiden Seiten wild tosende, kleinere Bäche zueilen, fließen raschen Laufs durch die freundlichen Tal— ebenen und bieten den Gewerben bereitwillig ihre Kräfte, was in der Land⸗— schaft des Schwarzwaldes einen hervorragenden Zug bildet; denn allent— halben trifft man die verschiedensten Wasserwerke, und auch in den abge— legensten Tälchen, wo man menschliche Wohnungen nicht mehr vermuten sollte, arbeitet noch eine Sägmühle und bringt einiges Leben in den ab— geschiedenen Wald, aus dem öfters nur noch die von den Meilern auf— steigenden Rauchsäulen den Menschen verraten. überdies lagern sich zer⸗ streut einzelne Holzmacher- und Flößerwohnungen malerisch in der Talebene oder an den untersten Gehängen derselben. Wenn sich die Täler allmäh⸗ lich von dem Herzen des Gebirgs entfernen, werden die Talsohlen breiter; die Gewässer erstarken und freundliche Dörfer und Städte treten an die Stelle der Einzelwohnungen. Die Physiognomie des Schwarzwalds wird milder und entfaltet mancherlei landschaftliche Reize z. B. bei Nagold, Calw, Hirsau mit seinen großartigen Klosterruinen, bei Liebenzell mit der stattlichen Burgruine hoch oben, bei Neuenbürg, bei Wildbad mit seinen schönen Badgebäuden, bei Teinach, zu dem die ehrwürdige Ruine und das bescheidene Städtchen Zavelstein freundlich herunterschauen. 1 2