391 L. fierbsthlage. 1. Holder Lenz, du bist dahin! Nirgends, nirgends darfst du bleiben! Wo ich sah dein frohes Blühn, Braust des Herbstes banges Treiben. 2. Wie der Wind so traurig fuhr Durch den Strauch, als ob er weine; Sterbeseufzer der Natur Schauern durch die welken Haine. 3. Wieder ist, wie bald, wie bald, Mir ein Jahr dahingeschwunden. Fragend rauscht es aus dem Wald: „Hat dein Herz sein Glück gefunden?" 4. Waldesrauschen, wunderbar Hast du mir das Herz getroffen! Treulich bringt ein jedes Jahr Welkes Laub und welkes Hoffen. 3. Scbtlflteder. I. 1. Drüben geht die Sonne scheiden, Und der müde Tag entschlief. Niederhangen hier die Weiden In den Teich, so still, so tief. 2. Und ich muß mein Liebstes meiden: Quill, o Träne, quill hervor! Traurig säuseln hier die Weiden, Und im Winde bebt das Rohr. 3. In mein stilles, tiefes Leiden Strahlst du, Ferne, hell und mild, Wie durch Binsen hier und Weiden Strahlt des Abendsternes Bild. II. 1. Auf dem Teich, dem regungslosen, Weilt des Mondes holder Glanz, Flechtend seine bleichen Rosen In des Schilfes grünen Kranz. 2. Hirsche wandeln dort am Hügel, Blicken in die Nacht empor; Manchmal regt sich das Geflügel Träumerisch im tiefen Rohr. 3. Weinend muß mein Blick sich senken; Durch die tiefste Seele geht Mir ein süßes Deingedenken, Wie ein stilles Nachtgebet! 4. Die Muvmlmgev Kapelle. 1. Luftig, wie ein leichter Kahn Auf des Hügels grüner Welle, Schwebt sie lächelnd himmelan, Dort die friedliche Kapelle. 2. Einst bei Sonnenuntergang Schritt ich durch die öden Räume, Priesterwort und Festgesang Säuselten um mich wie Träume. 3. Und Marias schönes Bild Schien vom Altar sich zu senken, Schien in Trauer, heilig-mild, Alter Tage zu gedenken. 4. Rötlich kommt der Morgenschein, Und es kehrt der Abendschimmer Treulich bei dem Bilde ein; Doch die Menschen kommen nimmer. 1