154 Theodor Storm. Wir scheiden jetzt, bis dieser Zeit Beschwerde Ein andrer Tag, ein besserer, gesühnt; Denn Raum ist auf der heimatlichen Erde Für Fremde nur und was den Fremden dient. Doch ist's das stehendste von den Gebeten, Ihr mögt dereinst, wenn mir es nicht vergönnt, Mit festem Fuß aus diese Scholle treten, Von der sich jetzt mein heißes Auge trennt! — Und du, mein Kind, mein jüngstes, dessen Wiege Auch noch aus diesem teuren Boden stand, Hör' mich! — denn alles andere ist Lüge — Kein Mann gedeihet ohne Vaterland! Kannst du den Sinn, den diese Worte führen, Mit deiner Kinderseele nicht verstehn, So soll es wie ein Schauer dich berühren Und wie ein Pulsschlag in dein Leben gehn! Für meine Söhne. Hehle nimmer mit der Wahrheit! Bringt sie Leid, nicht bringt sie Reue; Doch, weil Wahrheit eine Perle, Wirf sie auch nicht vor die Säue. Blüte edelsten Gemütes Ist die Rücksicht; doch zuzeiten Sind erfrischend wie Gewitter Goldne Rücksichtslosigkeiten. Wackrer heimatlicher Grobheit Setze deine Stirn entgegen; Artigen Leutseligkeiten Gehe schweigend aus den Wegen. Wo zum Weib du nicht die Tochter Wagen würdest zu begehren, Halte dich zu wert, um gastlich In dem Hause zu verkehren.