218 Karl Wilhelm Ramler. (1725 1798.) Auf ein Geschütz. Berlin, den 3. October, 1760. (Als von der russischen Artillerie eine Kugel aus einer ungewöhnlichen Ferne bis mitten in die Stadt getrieben wurde.) O du, dem glühend Eisen, donnernd Fenuer Aus offnem Atnaschlunde flammt, Die frommen Dichter zu zerschmettern, Ungeheuer, Das aus der Hölle stammt! Wer zur Verheerung blühender Geschlechter Dich an das Sonnenlicht gebracht, Hat ohne Reue feine Mutter, seine Töchter Frohlockend umgebracht. Ganz nahe war ich schon dem Styr, gauz nahe Dem giftgeschwollnen Cerberus; Ich hörte schon das Rad JIrxions rasseln, sahe Die Brut des Danaus, Verdammt zum Spott bei bodenlosen Fässern; Und Minos Antlitz und das Feld Elysiens; den großen Ahnherrn eines größern Urenkels und sein Zelt Voll tapfrer Brennen sah ich: ihre Lieder, Ihr Fest bei jedem Freudenmahl Ist er, der wider sechs Monarchen ficht, und wider Satrapen ohne Zahl. Schon säng' ich seine jüngste That: wie brausend Ein Meer von Feinden ihn umfieng, Er aber seinen Weg hindurch auf zehentausend Zertretnen Schädeln gieng. Alcäus würde jetzt mein Lied beneiden; Schon säh' ich Cäsarn lauschend nahn, Mit ihm den weisen Antonin und den von beiden Befeirten Julian. Allein Merkur staud neben mir und wandte Durch seinen wunderbaren Stab Den Ball, der mich ins Reich der Nacht zu schleudern brannte, Von meinen Schläfen ab.