— 492 — Doch währt der Traum nur einen Augenblick, Dann faltet zitternd sie die welke Hand Und hält die heiße Thräne nicht zurück, Das fromme Auge himmelwärts gewandt. Die Lippen beben, und ein frommer Spruch Mag tröstend wohl durch ihre Seele gehn, Von denen einer, wie dort in dem Buch Der heil'gen Bibel aufgezeichnet stehn. Und daß fie so durch's arme Leben schleicht, Mein Freund, sind vierzig lange Jahre her; Doch laß uns gehn, dir ward das Auge feucht, Der alten Jungfer spottest du nicht mehr. An die Mütter. Ihr Mütter, denen Gott es vorbehalten, Zu bergen in der Liebe heil'gem Schoße Den zarten Keim, aus dem der Zukunft Loose Wie Blüten aus den Knospen sich entfalten; Wahrt eure Kleinen vor des Sturms Getose, Und laßt sie nicht im Frost der Welt erkalten, Und hegt und pfleget sie mit treuem Walten, Mit strenger Zucht und liebendem Gekose;: Und lehrt sie mit den Händen Gutes schaffen, Und rüstet aus sie mit des Geistes Waffen, Und macht sie stark. das Unrecht zu befehden; Und lehrt ihr Herz zum ew'gen Vater beten, Und weckt in ihm den edelsten der Triebe, Zum deutschen Vaterland die deutsche Liebe. Johann Georg Fischer. (1816.) Das Fied der Zukunft. „Wirf deine Harfe an den Stein! Willst du der Vorzeit Sinn und Art Zerreiß die Saiten deiner Leier! Erneu'n im Zanber des Gesanges Die Welt von heute ist gemein, Und an der schnöden Gegenwart Unwürdig einer Liedesfeier; Dich rächen mit der Macht des Klanges?“ Vom Himmel riß man längst den Gott, Den sonst verherrlichte der Glaube, So spricht die Welt, für die du sangst, Und Treu' und Liebe sind ein Spott, Getreues Lied in deinem Glauben, Ein Spott der Kranz von Eichenlaube.“ So spricht die hoffnungslose Angst Und will dir Muth und Zukunft rauben — „Denkst du des Lebens Dürftigkeit, Und gräbt sich selber ihre Gruft; Die längst beklagte, zu beklagen, Auf, wappne dich, du Macht der Lieder Und bei den Götzen dieser Zeit Schwing' deine Harfe in die Luft, Nach feilem Dienste umzufragen? Und Muth und Glaube leben wieder.