121 10. Zur Linken wende dn dich, ich will Zu der Rechten hin halbkreisend mich drehn. Nimm den Schwung, wie dn mich ihn nehmen siehst! Also! Nun fleug schnell mir vorbei! 11. So gehen wir den schlängelnden Gang An dem langen User schwebend hinab. Künstle nicht! Stellung wie die lieb' ich nicht, Zeichnet dir auch PreislerZ nicht nach. 12. Was horchst dn nach der Insel hinauf? Unerfahrne Läufer tönen dort her. Huf und Last gingen noch nicht übers Eis, Netze noch nicht unter ihm fort. 13. Sonst späht dein Ohr ja alles; vernimm, Wie der Todeston wehklagt auf der Flut; 0, wie tont's anders, wie hallt's, wenn der Frost Meilen hinab spaltet den See! 14. Zurück! Laß nicht die schimmernde Bahn Dich verführen, weg vom User zu gehn! Denn wo dort Tiefen sie deckt, strvmt's vielleicht, Sprudeln vielleicht Quellen empor. 15. Den ungehörten Wogen entströmt, Dem geheimen Quell entrieselt der Tod. Glittst dn auch leicht wie dies Laub, ach, dorthin — Sänkest du doch, Jüngling, und stürbst! tzßristopt) Martin Wieland. Christoph Martin Wieland wurde geboren am 5. September 1733 zu Oberholzheim bei Biberach. Von seinem frommsinnigen Vater sorgfältig erzogen, kam er mit dem 14. Jahre in die Erziehungsanstalt zu Kloster Bergen bei Magdeburg. Im Herbst 1750 ging er nach Tübingen, um die Rechte zu studieren, beschäftigte sich aber hauptsächlich mit den schönen Wissen¬ schaften. Von Bodnier eingeladen, begab er sich nach Vollendung seiner Studien (1752) in die Schweiz und nahm für eine Zeitlang die Stelle eines Erziehers in Zürich an. Befangen in einer frommen oder vielmehr frömmelnden Schwärmerei, die im Vaterhaufe begründet, auf der Klosterschule zu Bergen genährt und durch Bodmer auf ihren Höhepunkt geführt war, aber nichts gemein hatte mit Klopstocks hoher Begeisterung für die Religion, hatte er bis dahin eine Reihe von Gedichten geschrieben, denen schon Kritiker wie Lessing die Unnatur der Empfindung angemerkt hatten. Dahin gehören: „Von der Natur der Dinge oder der vollkommensten Welt" 1751, „Moralische Briefe", „Antiovid" 1752, „Empfindungen eines Christen" 1755. Da trat in seinem Leben eine bedeutungsvolle Wendung ein. Seit 1760 in seiner Vaterstadt als Kanzleidirektor angestellt, verkehrte er viel im Hause des kurmainzischen Ministers, Grafen Stadion, der ihn in das geistig interessante Wohlleben der höheren Stände einführte. Hier herrschte damals noch französischer Geschmack, und Wieland wurde mit der Litteratur der Franzosen, Italiener *) Professor an der Malerakademie zu Kopenhagen.