52 ziehen soll, erfordern so viel, daß es unmöglich, ja unmöglich ist, als Intendant *) des Jahres mit zweitausend Thalern auszukom¬ men ... Ich wette, Johann, du würdest auch Bob, oder wohl gar Herr von Bob werden, wenn du erst ein paar Jahr Thor¬ schreiber gewesen wärest." „Das käme auf die Probe an, Herr Kriegsrath. Indessen ist es doch so gut als eine gestempelte Wahrheit, daß, wenn die Frau Visitatorin ein schwarzes Mäntelchen trägt, meine künftige Frau als Thorschreiberin doch wenigstens eines von Seide ha¬ ben müsse." „Just so philosophirte Bob auch. Weißt du aber auch wohl, was er sagte, als er im Zuchthause von seiner Hände Ar¬ beit leben mußte? Bin ich nicht ein erzdummer Narr gewesen, sagte er, daß ich mir grade die größten Narren zu Mustern ge¬ wählt habe! Ich dächte also, mein lieber Johann, wenn die Frau Visitatorin -) kollerte, so müßte die Frau Thorschreiberin dermaleinst Verstand genug besitzen, sich nach ihrer Decke zu strecken. Du thust aber wohl am besten, daß du das Heirathen noch eine Zeit¬ lang aufschiebst. Denn wirklich, die Weiber sind es oft, welche die Männer in's Zuchthaus bringen; und du könntest ohne das leicht dahin kommen, wenn du die Augen so oft verschlössest." „Ach, Herr Kriegsrath, das hat gute Wege. Wem der König ein Amt giebt, dem giebt er auch zu leben; dies erfordert die Billigkeit, die Gerechtigkeit und, was das Vornehmste ist, sein eigenes Interesse. Denn wer nicht gut lohnt, wird auch nicht gut bedient." „Nun kein Wort mehr, ich mag das Gewäsche gar nicht mehr hören. Dein Bruder ist Küster, und zieht dreimal in der Woche an der Glocke. Er hat also ein Amt; und nun soll ihn das Amt auch ernähren? Das wäre eine erschreckliche Sache. Wenn Bediente, die alle Stunden des Tages und noch manche des Nachts ihrem Herrn aufopfern müssen, von ihrem Herrn fordern, daß er ihnen nach dem Stande, worein er sie setzt, zu leben gebe, so ist ihre Forderung gerecht. Allein daß der Mann, der ihm alle Monat ein Paar Schuhe macht, sogleich von diesen zwölf Paar Schuhen leben will, das ist unerträglich." „Hören Sie, Herr Kriegsrath, mein voriger Herr, ein Bür¬ germeister, sprach ebenso. Wovon, sagte er zu dem vorigen Prä¬ sidenten, muß ich, müssen so viele Rathsherren leben? Wir sind nicht, gleich so vielen besoldeten Dienern, dem gemeinen Wesen in die Fütterung gegeben. Nein, die Bürgerschaften haben von jeher ganz andere Grundsätze gehabt. Sie wählen bemittelte ') Oberaufseher. *) Visitator, Durchsucher, Besichtiger.