269 Winde und geflügelte Insekten über Meer und Land den einsa¬ men weiblichen zu. Wohin der Blick des Naturforschers dringt, ist Leben oder Keim zum Leben verbreitet. Dient aber auch das bewegliche Luftmeer, in das wir ge¬ taucht sind und über dessen Oberfläche wir uns nicht zu erheben vermögen, vielen organischen Geschöpfen zur nothwendigsten Nah¬ rung ; so bedürfen dieselben dabei doch noch einer gröberen Speise, welche nur der Boden dieses gasförmigen Oceans dar¬ bietet. Dieser Boden ist zweifacher Art. Den kleineren Theil bildet die trockne Erde, unmittelbar von Luft umflossen; den größeren Theil bildet das Wasser, — vielleicht einst vor Jahr¬ tausenden durch elektrisches Feuer aus luftförmigen Stoffen zu¬ sammengeronnen, und jetzt unaufhörlich in der Werkstatt der Wolken, wie in den pulsirenden Gefäßen der Thiere und Pflan¬ zen zersetzt. Organische Gebilde steigen tief in das Innere der Erde herab; überall, wo die meteorischen Tagewasser in na¬ türliche Höhlen oder Grubenarbeiten dringen können. Das Ge¬ biet der krhptogamischen unterirdischen Flora ist früh ein Gegenstand meiner wissenschaftlichen Arbeiten gewesen. §>eii3e Quellen nähren kleine Hydroporen, Conferven und Oscillatorien bei den höchsten Temperaturen. Dem Polarkreise nahe, an dem Bärensee im neuen Continent, sah Richardson den Boden, der in 20 Zoll Tiefe im Sommer gefroren bleibt, mit blühenden Kräu¬ tern geschmückt. Unentschieden ist es, wo größere Lebensfülle verbreitet sei, ob auf dem Continent oder in dem unergründeten Meere. Durch Ehrenberg's treffliche Arbeit „über das Verhalten des klein¬ sten Lebens" im tropischen Weltmeere, wie in dem schwimmen¬ den und festen Eise des Südpols, hat sich vor unsern Augen die organische Lebenssphäre, gleichsam der Horizont des Lebens, erweitert. Kieselschalige Polhgastren, ja Coscinodisken, mit ihren grünen Ovarien, sind, 12° vom Pole lebend, in Eisschollen ge¬ hüllt aufgefunden worden; eben so bewohnen der kleine schwarze Gletscherfloh und die Podurellen enge Eisröhren der von Agas- siz erforschten schweizerischen Gletscher. Ehrenberg hat gezeigt, daß auf mehreren mikroskopischen Jnfusionsthieren wieder andere läuseartig leben; daß von den Gallionellen, bei ihrer ungeheuren Theilungskrast und Massenentwickelung, ein unsichtbares Thier- chen in vier Tagen zwei Cubikfuß von dem Biliner Polirschiefer bilden kann. In dem Oceane erscheinen gallertartige Seege¬ würme, bald lebendig, bald abgestorben, als leuchtende Sterne. Ihr Phosphorlicht wandelt die grünliche Fläche des unerme߬ lichen Oceans in ein Feuermeer um. Unauslöschlich wird mir der Eindruck jener stillen Tropennächte der Südsee bleiben, wenn aus der duftigen Himmelsbläue das hohe Sternbild des Schisses