320 Hecken, begrüßet mir feinstem Wohlgeruche den Wanderer, und du, erhabene, düsterschattende Manga, deren dichtbelaubte Krone mich gegen den Nachtthau schützet. Gespensterhast flattern große Nachtschmetterlinge um die ver¬ führenden Lichter meiner Laterne. Immer stärker durchnäßt der Thau die srischaufathmenden Wiesen, und die Nachtluft legt sich feucht auf die erwärmten Glieder. Eine Cicade, die im Hause wohnst, lockt mich mit heimischem Gezirpe wieder hinein, und leistet dem glücklichen Halbträumer Gesellschaft, der den Tag erwartet, vom Gesumse der Mosquiten, den paukenähnlichen Schlägen eines Ochsensrosches oder dem klagenden Ruf des Ziegenmelkers wach erhalten. Um fünf Uhr seh' ich ringsum den Morgen dämmern; ein seines gleichmäßiges Grau, mit Morgenroth verschmolzen und davon erheitert, umzieht den Himmel; nur der Zenith ist dunkler. Die Formen der Bäume treten näher und näher; der Landwind, der in Osten aussteht, bewegt sich langsam. — schon schimmern rosenrothe Lichter und Reflexe um die Gipfel der Bäume. Die Zweige, die Blätter regen sich; Käfer fliegen, Mücken summen, Vögel rufen, Affen klettern schreiend in das Dickicht zurück, die Nachtschmetterlinge suchen lichtscheu taumelnd ihre Waldnacht wie¬ der; aus den Wegen regt sich's, die Nachtthiere laufen in's Ge¬ mäuer zurück, und die hinterlistigen Marderarten schleichen sachte vom Geflügel, dem der prunkende Haushahn den Morgen anruft. Immer heller wird es in der Lust; der Tag bricht an; — eine unbeschreibliche Feier liegt über der Natur; — wie rothe Blitze leuchtet der Sonnenrand; jetzt steigt die <L>onne empor, — in einem Nu ist sie ganz über dem Horizonte, auftauchend aus feurigen Wellen, und wirft glühende L-trahlen über die Erde hin. Die magische Dämmerung weicht, große Reflexe flüchten sich verfolgt von Dunkel zu Dunkel, und aus einmal steht rings um den entzückten Beschauer die Erde im frischen Thauglanz, festlich jugendlich heiter. Kein Wölkchen steht am Himmel, ungetrübt wölbt er sich über die Erde. Alles ist Leben; Thiere und Pflan¬ zen im Genuß, im Kamps. Um sieben Uhr beginnt der Thau zu verschwinden, der Landwind läßt etwas nach, schon wird die zunehmende Wärme bemerklich. Die Sonne steigt schnell und senkrecht am klaren durchsichtig-blauen Himmel aus, in welchem alle Dünste gleichmäßig ausgelös't sind, bis sich späterhin, niedrig am westlichen Horizonte, kleine weißflockige Wolken bilden; diese spitzen sich gegen das Tagesgestirn zu, und verlängern sich allmäh¬ lich weithin am Firmamente. Um die neunte Stunde wird die Wiese ganz trocken; der Wald steht im Glanze seiner Lorbeerblätter; andere Blüthen ent¬ falten sich, andere hat die schnellere Entwickelung bereits hinweg¬ gerafft. Noch eine Stunde später, und die Wolken wölben sich