336 12. Jetzt an dem Fuß des Felsens erscheint ein bunter Chor, Ein Priester inmitten, weisend das Sakrament empor. Max sieht nicht das bunte Wimmeln auf jener Thalesflur, Er sieht das blitzende Glänzen der Goldmonstranze nur. 13. „Fahr wohl nun, Welt und Leben! Schwer fällt der Abschied mir; O unerforschlich Wesen, du winkst, ich folge dir! Ich schien ein Baum voll Blüthen, — dein Blitz hat ihn erschlagen — Ach, gerne hätt' er früher noch süße Frucht getragen! 14. Ich schien ein Bauherr, thürmend den Dom zu deinem Ruhm — Nicht durft' er ganz vollenden der Liebe Heiligthum! Ein Priester, plötzlich stürzend todt an des Altars Stufen, — Er hätte gern erst Segen noch über's Volk gerufen! 15. So mag dies Herz nun brechen, von Lieb' und Segen voll! So mod're nun mein Busen, der thatenschwanger schwoll! Verwelke, Hand, denn nimmer krönt deine Müh' Gedeih'n! Nur Gottes bester Engel kann hier mein Retter sein!" 16. Er spricht's und hebt zum Himmel nun Angesicht und Arm, Und in die Kniee sinkt er, und betet still und warm; Da klopft's auf seine Schulter, er fährt erschreckt empor; „Komm' heim, du bist gerettet!" so ruft es an sein Ohr. 17. Und einen Bergmann sieht er frohlächelnd vor sich stehn, Der fasset ihn beim Arme und winkt ihm, fürder zu gehn; Mit Leitern, Stahl und Seilen wird kühn ein Pfad gebahnt, Wo Maxens Fußtritt strauchelt, stützt ihn des Retters Hand. 18. Der lädt ihn auf den Rücken, wo Klüfte schwindelnd droh'n; Wohl sind der Treue Schultern des Fürsten schönster Thron! Rasch geht's zu Thal, wo jauchzend Throl empfängt die Zwei, Kein Spötter kann belächeln die selt'ne Reiterei. 19. Wohl kündet uns die Sage aus grauer Ahnenzeit Von einem Himmelsboten, der schützend ihn befreit; Ja, wohl ein Engel war es, ein Schutzgeist stark und kühn, Des treuen Volkes Liebe, so nennt zu deutsch man ihn. 20. Ein Kreuz auf hohem Felsen blickt nieder in das Land, Und zeigt den Ort, wo bebend einst Habsburgs Sprosse stand, Noch lebt die edle Kunde, und jubelt himmelwärts _ Aus manchen Sängers Munde, aus aller Tyroler Herz!