401 wird als ein reicher Mann betrachtet; es giebt aber anch solche, die Herden von 3000—4000 halten. Von der Lebensweise der Renntiere sind die Berglappen abhängig, sie müssen mit denselben nmherziehen. Das Umherziehen geschieht im Sommer zu Fuße, und die Tiere tragen dann die verschiedenen Sachen; im Winter wird gefahren, und die Tiere schassen dann gleichfalls die Sachen ans Schlitten geladen fort. Lebhaft und fröhlich ist das Leben der Berglappen mit den vielen Renntieren, mögen diese nun frei nmhergrasen, oder in Gehegen sich be¬ finden, namentlich wenn sie gemolken werden sollen. Es ist ein unge¬ wöhnlich schöner Anblick, wenn die Herde sich abends um das Zelt versammelt, um gemolken zu werden. Auf jeder Anhöhe, soweit das Ange reicht, ist dann alles plötzlich Leben und Bewegung. Die emsigen Hunde kläffen überall nnd bringen allmählich die Menge näher, die Renn¬ tiere spingen, laufen, bleiben stehen und springen wieder in unbeschreib¬ licher Mannigfaltigkeit der Bewegung. Wenn das grasende Tier, erschreckt durch den Hund, den Kopf emporhebt und das große, stolze Geweih hoch in die Luft ragt, wie schön und herrlich! Und wenn es nun auf dem Boden dahinläuft, wie leicht, wie schwebend! Man hört niemals die Hufschläge, so leicht springt es, nur das ununterbrochene Knistern der Gelenke, wie von elektrischen Funken — ein eigentümlicher Laut, den man aus weiter Ferne hört, wo so viele Renntiere beisammen sind. Und wenn dann alle 3—400 das Zelt endlich erreicht haben, und sie nun stehen und sich ausruhen oder traulich eins zum andern geht, sie die Geweihe miteinander mischen oder in Gruppen einen Grasfleck oder Moosfleck umstehen, die Mädchen mit ihren hölzernen Milcheimern von Tier zu Tier eilen, der Bruder oder der Diener die Bastschlinge um das Geweih des vom Mädchen bezeichneten Tieres wirft und es zu ihr hinführt, das Tier widerstrebt, das Mädchen lacht, sich über die Mühe freut, die es kostet, das Tier zu bändigen, und mutwillig dasselbe wieder davon¬ springen läßt, nur damit der Bursche es aufs neue einzufangen hat, während der Vater und die Mutter in gewohnter Weise ihre Tiere an sich gezogen und schon viele Schalen mit Milch gefüllt haben und nun endlich über diese Mutwilligkeit schelten, durch welche die ganze Herde erschreckt wird — wer wollte hier nicht an Laban, an Lea, an Rahel und Zakob denken? Kätscl. Es ist eine kleine Unterwelt, Die sich im Bilde vor euch stellt; Nur statt der Lethe ist darin Ein Wasser von ganz anderm Sinn. Lesebuch. 26