220 und legte sie auf den dürren Boden hin. „„Weiter,"" so sprach er, „„vermag ich nicht zu gehen. Mühselig ist mein Leben, und kümmerliche Nahrung mein ganzer Gewinn. Stundenlang irr' ich schon mit dieser Last in der Mittagshitze, und keine Quelle sind' ich, den brennenden Durst zu löschen; und'kein Baum, keine Staude bietet eine Frucht mir dar, daß sie mich er¬ quicke. Ach Götter, um mich her sehe ich nur Wildniß, keinen Fußsteig, der mich zu den Meinen führe, und weiter mögen meine schwankenden Kniee nicht. Doch ihr Götter! ich murre nicht; denn immer habt ihr geholfen!"" So sagt' er, und kraftlos legte er sich auf seine Bürde hin." „Von ihm nicht gesehen, lief ich da, so schnell ich konnte, zu unsrer Hütte; raffte einen Korb voll gedörrter und frischer Früchte zusammen, nahm meine größeste Flasche voll Milch, und so schnell ich konnte, lief ich in's Gebirge zurück, und fand den Mann noch, den jetzt ein sanfter Schlaf erquickte. Leise schlich ich mich zu ihm hin, und stellte mein Körbchen neben ihn, und die Flasche voll Milch, und still schlich ich mich in's Gebüsch zurück." „Aber bald, da erwachte der Mann. Er sah auf seine Bürde hin und sprach: „„Wie süß ist die Erquickung des Schlafs! Nun will ich's ver¬ suchen, dich weiter zu schleppen: hast du doch so sanft mir zum Pfühl ge¬ dient! Vielleicht leiten die gütigen Götter meinen Schritt, daß ich bald das Rieseln einer Quelle höre; vielleicht eine Hütte stnde, wo der gutthätige Haus¬ wirth mich unter sein Dach aufnimmt."" „Jetzt wollt' er die Bürde auf die Schultern heben; da erblickt' er die Flasche und den Korb. Aus seinen Armen entfiel die Bürde. „„Götter, !vas seh' ich?"" so rief er. „„Ach, mir Hungrigen träumet von Speise; und wenn ich erwache, so ist nichts mehr da! doch nein, Götter! ich wache, ich wache."" — Jetzt langt' er nach den Früchten. „„Ich wache! O welche Gottheit, welche gütige Gottheit thut dieses Wunder? das erste aus dieser Flasche gieße ich dir aus, und diese beiden, die größcsten dieser Früchte, weih' ich dir! Nimm, o nimm gnädig meinen Dank auf, der meine ganze Seele durch¬ dringt!"" So sprach er, setzte sich hin, und mit Entzücken und mit Freuden- thränen genoß er da sein Mahl. Erquickt stand er wieder auf, und dankte noch einmal der Gottheit, die so gütig für ihn sorgte. „„Oder,"" so sagt' er, „„haben vielleicht die Götter einen gutthätigen Sterblichen herbeigeführt, und warum soll ich ihn nicht sehen, ihn nicht umarmen? Wo bist du, daß ich dir danke, daß ich dich segne? Segnet ihn, ihr Götter! Segnet den Red¬ lichen, die Seinen; segnet, o segnet Alles, was ihm Zugehört! Satt bin ich, und diese Früchte nehm' ich mit; mein Weib und meine Kinder sollen da¬ von essen, und mit Freudenthränen mit mir den unbekannten Gutthäter segnen."" „Jetzt ging er; o! ich weinte vor Freude! Aber ich lief durch's Ge¬ büsch den Weg ihm vor, und setzte mich an einen Bord hin, wo er vorbei mußte. Er kam, er grüßte mich und sprach: „„Hör', mein Sohn, sage, hast du Niemanden auf diesem Gebirge gesehen, der eine Flasche trug und einen Korb voll Früchte?"" — Nein, Niemand habe ich in diesem Gebüsche ge¬ sehen, der eine Flasche trug und einen Korb voll Früchte. — Aber sage