329 ihn dann einladet, wenigstens eben so viel wiedergeben muß. Die ganze Nacht wird getanzt und getrunken. Um Mitternacht beginnt der Kronen¬ oder Kranzesraub unter lustigem Streit der verheiratheten Frauen mit den Mädchen. Am Morgen gehen meistens alle berauscht auseinander; viele schlafen den Rausch auch im Hochzeithause aus. Die Kindtaufen, Biedentöp genannt, haben nichts Abweichendes von den Gebräuchen des übrigen katholischen Westfalens. Den Namen, den die Kinder in der Taufe bekommen, führen sie auch im bürgerlichen Leben, und setzen auch wohl des Vaters Tausnamen dazu. Die Familiennamen haften auf den Häusern; wer kein Haus hat, führt seinen Taufnamen mit dem des Vaters. Bekommt er ein Haus, so setzt er den Namen des Hauses dazu, und verändert er das Haus, so verändert er auch den Namen. Diese in ganz Niederwestfalen gewöhnliche Sitte kommt daher, daß die Häuser unter einem bestimmten Namen in die Bücher der Edelleute oder Klöster, denen sie als Eigenbehörige gehören, eingeschrieben sind. Die Einwohner nähren sich von Ackerbau, Vieh-, Schaf- und Bienen¬ zucht, Torsgräberei und Schifffahrt. Die Männer fahren ihre Motte mit einem gewöhnlich rothen Segel von Utende nach Leer und Emden, wagen sich damit auch in die Nordsee, bis Holland und England. Die Frauen, fast alle Sklavinnen ihrer Männer, verrichten alle häuslichen Geschäfte; sie pflügen, säen, ernten, führen den Haushalt, und sorgen für die Pflege und Bequemlichkeit der Männer; sie bauen den Flachs und verarbeiten ihn, und sind mit einem Worte die Quelle der Wohlhabenheit. Arme findet man nicht; für die wenigen Hilfsbedürftigen sorgen die Gemeinen. —