54 Alte Seit. Die überführten ihn zu Hand, So daß der Hof ihn schuldig fand. Es ward demnach sofort beschlossen, Man sollte Reinekcn geschlossen In Ketten und in Banden legen Und hängen ihn von Rechtes wegen. Jetzt standen seine Sachen schlimm; Nichts halfen schlaue Reden ihm, Wie Nobel ihm sein Urteil sprach; So daß ihm aller Mut gebrach. Wie man ihm alsobald an Hand Und Fuß in schwere Fesseln band. Da saß er nun im Turm gefangen Und sollte laut des Urteils hangen. Wie seine Freunde dies vernahmen, Die seinetwegen nach Hose kamen, Als Märten Aff', der Nechtsgelehrte, Grimbart und wer noch sonst gehörte Zu Reinkens Sippschaft und Geschlecht, War ihnen dieses gar nicht recht; Denn Reinhard war ein Bannerherr Und kam nunmehr um Glit und Ehr Und gar zu bösem, schnellen Tod. Sie konnten diese Schmach vonnot Nicht mit gelass'uem Mut ertragen Und wollten stracks dem Hof entsagen. Den König wurmte dieses Ding, Daß mancher Knapp von dannen ging, Von dieser» schlauen Fuchsgeschlechte. „Eswär doch gut, daß man bedächte," Sprach er zu allen Herrn im Rat, „ Wenn Rein'ke gleich viel Böses that, Daß sein Geschlecht doch manchen Mann Besitzt, den man nicht missen kann." Schon machten sich der Wolf, der Bär Und Hinze über Rein'ken her, Sie suchten alle seinen Tod, Und nach des Königes Gebot Hielt ihn das Kleeblatt fest gefangen Um an den Galgen ihn zu hangen. Indem sie an den Richtplatz kamen Und ihren Weg zum Galgen nahmen, Sprach Hinz zum Wolf: „Herr Isegrim, Ich bitt Euch, jetzt gedenkt es ihm, Wie dieser falsche, freche Dieb Einst Eurer Brüder Tod betrieb Und selbst mit nach der Richtstatt ging, Wo man sie an den Galgen hing. Ihr wißt, wie er sich damals freute; Meßt nur mit gleichem Maß ihn heute. Und Ihr „Herr Braun, bezahlts ihm auch, Daß Euch verriet der böse Gauch An Rustifeil, wie Manu und Weib Euch mördrisch kamen auf den Leib. Laßt uns jetzt auf der Hut mir sein; Denn glückt es ihm, sich zu befrein, So rächten wir uns nimmermehr; Doch eilen müssen wir jetzt sehr." „Wozu," sprach Isegrim, „viel Worte l Die sind hier am unrechten Orte. Hätt ich nur einen guten Strick, Ich knüpft ihn auf deu Augenblick." Doch Reineke, der, so lange sich Die drei berieten, immer schwieg, Fing endlich an, auch mit zu sprechen. „Wollt Ihr,"sprach er, „anmirEuchrächen So zaudert, wenn ich sterben soll. So lange nicht. Hinz weiß noch wohl Zu einem guten Stricke Rat, Den er beim Pfarr'n gefunden hat. Ihr, Oheim Braun und Isegrim, Meint es mit Eurem Better schlimm Und denkt, es wird Euch baß gelingen Wenn Ihr mich könnt zu Tode bringen." Jetzt kamen König, Königin, Hos, Stadt und Pöbel sämmtlich hin; Denn jedermann zog Reineken nach Und wollt ihn sterben sehn mit Schmach Der Wolf ermahnte die Verwandten Und alle Freunden und Bekannten, Mit Fleiß ihm ans den Dienst zu passen Und ihn nicht aus der Acht zu lassen. „Sieh zu bei Deinem Leben und Leibe" Sprach er zu Giermut, seinem Weibe, „Und halte den Verräther fest; Denn wo man ihn entwischen läßt, macht er's noch ärger mit der Zeit Und macht uns neues Herzeleid." Den Bären trieb er gleichfalls an. „Denkt," sprach er, „was erEuch gethan, lind nach Verdienst bezahlet ihn, Hinz soll hinauf, ihn aufzuziehn. Weil er behender ist als wir. Ihr haltet ihn beim Kragen hier. Ich setz indes die Leiter an, Und dann ists bald mit ihm gethan." „Bringt nur geschwind die Leiter her; Ich will wohl halten," sprach der Bär. „Ihr alle," sprach jetzt Rein'ke, „strebt. Daß ihr den letzen Rest mir gebt, Und solltet euch vielmehr bemühn, Deu Vetter aus dem Garn zu zieh».