verfall -er ritterlichen, Erwachen -er bürgerlichen Dichtung. 61 In dem Gebirge vor Euch hoch. Derselben Thiere hubt ihr noch Bis heute keines noch gefangen; Habt Ihr vielleicht darnach Verlangen, Auf dieses Hochgebirg zu steigen, So laß ich Euch die Pfade zeigen." Sprach Teuerdank: Das will ich wohl." Unfallo wußte, daß gar hohl Und steil der Berg war überall, So käme leicht der Held zu Fall. Das mochte er sich llicht enthalten, Teuerdank ließ die Sach' Gott walten, Stieg mit dem Jäger auf die Höhn, Des Steinbocks Lager zu erspäh'n. Als sie nun kamen ans die Schneid', Da sprachen sie wohl alle beid: „Wir sind an keinem guten End'!" DerJäger sprach: „Mich dünkt. dieWänd' Sind mürb und faul an diesem Ort." Gesprochen hat er kaum dies Wort, Bricht unter Teuerdank ein Stein, Er würde schier verunglückt sein, Wenn er nicht schnell zu seinem Glück Noch eine Stande, groß und dick, Im Fall ergriffen mit der Hand, Und so das Unglück abgewandt. Sonach unter dem Jägersmann, Ein Stein zu wanken auch begann, So daß er den auch fallen sah, Dem gleicher Weis' kein Leid geschah, Weil er in einem Strauch sich fing. Teuerdank ans der Felswand ging. Der Jäger folget ihm auch nach, Und drunten zu dem Helden sprach: „Unfallo hat uns hier herein Gewiesen, daß wir sollten sein Wohl überab zu Tod gefallen. Es ist uns heute wahrlich allen Beide hart daran gewesen." Sprach Teuerdank: „Wüßt ich's, genesen Sollt' nimmer er von meiner Hand." So kamen sie in's ebene Land Und gingen mit einand nach Haus. Von weitem Unfall lief heraus. Sprach er zum Helden unverzagt: „Herr, habt den Steinbock Ihr gesagt Oder denselben gar gefangen?" Teuerdank zu ihm im Zorne sprach: „Mich däucht, Ihr habt mir diese Sach' So zugericht't, daß ich hätt' sollen Zu Tode von dem Berge rollen!" Unfallo sprach: „Säst Euer Scherz, Gott kennet mein getreues Herz, Ob ich nicht ehr den Leib verlöre. Denn daß Euch nur ein Finger schwäre; Geschweig', daß ich wollt' Ursach sein. Daß Ihr nun kamt in Todespein." Also nun blieb die Sach' gestillt. Der Unfallo war heimlich wild, Die Stund' im Stillen er verflucht, Daneben andere Ursach sucht', Damit der Herr nicht käm' davon; Ihr ffnd'ts hernach geschrieben schon. D. Volkslied. Veit Weber. Der Tyrtäus deß 15. Jahrhunderts, gebürtig ans Frcibnrg im Breisgau. Er war ohne Zwei¬ fel ein wandernder Sänger, vielleicht aber zugleich auch ein öffentlich angestellter Dichter und zwar bei mehreren Städten, deren Schilde er zur Beglaubigung an sich trug. Der b.ste unter seinen Gesängen ist der auf lie Murtener Schlacht (1476), in welcher der Dichter selbst mitfocht. von dem Siege bei Murten. Mein Herz ist aller Freuden voll. Darum ich aber singen soll Und wie es ist ergangen; Mich hat verlanget Tag und Nacht, Bis sich der Schimpf nun hat gemacht, Nach dem ich han verlangen. Der Herzog, von Burgund genannt, Der kam für Murten hingerannt; Sein Schaden lvollt er rächen, Den man ihm vor Granson gethan; Scine Zelten spanni' er auf den Plan, Murten molli' er zerbrechen. Turm und Mauern schrch er ab; Darum man ihm gar wenig gab; Sic lichen es Goti walten. An Mànnern drinnen nicht gebricht's, Uln den Burgunder gaben's nichts; Die Stadi ha» sie behalten.