Fünftes Wuch. Das Zeitalter des dreißigjährigen Krieges. Martin Opitz van Boberfeld bis Albrecht von Haller. 1624 — 1740. 1. Martin Opitz von Boberfcld. Das Haupt der ersten schlesischen Dichterschule, geboren 1597 in Bmizlau, zu Wien im Jahre 1623 vom Kaiser Ferdinand II. als Dichter gekrönt und zu Danzig ii» Jahre 1630 an der Pest gestorben. Sein Hauptverdieust erwarb er sich durch die Schrift „Bon der deutschen Poeterei" 1624. a. Sonett. Ich wil diß halbe mich, was wir den Cörper nennen, Diß mein geringstes Theil verzehren durch die Glut, Wil wie Alcmenen Svhn niit unverwandtem Muth' Hier diese meine Last, den schnöden Leib verbrennen, Den Himmel auss zu gehn: mein Geist beginnt zu rennen Auf etwas bessers zu, diß Fleisch, die Hand voll Blut, Muß ausgetauschet seyn vor ein viel besser Gut, Das sterbliche Vernunft und Fleisch und Blut nicht kennen. Mein Liecht, entzünde mich mit deiner Augen Brunst, Aufs daß ich dieser Haut, des finstern Leibes Dunst, Des Kerckers voller Wust und Grawens werd' entnommen, Und ledig, frey und laß, der Schwachheit abgethan, Weit nher alle Lustt und Himmel fliegen kan. Die Schönheit an zu sehn von der die deine kommen. b. Aufruf. Auff, anst, wer Teutsche Freyheit liebet, Wer Lust für Gott zu fechten hat; Der Schein den mancher von sich giebet Verbringet keine Ritterthat. Wann fug und ursach ist zu brechen, Wann Feind nicht Freund mehr bleiben kan, Da muß man nur vom sehen sprechen, Da zeigt das Hertze seinen Mann, Laß die von ihren Kräfften sagen. Die schwach und bloß von Tugend sind: Mit trotzen wird man Bienen jagen, Sein Sinn von Ehren der gewinnt. Wie groß und starck der Feind sich mache, Wie hoch er schwinge Muth und Schwerd, lL>o glaube doch die gute Sache Ist hundert tausend Köpfe werth. Der muß nicht eben allzeit siegen Bei dem der Köpffe menge steht: Der pfleget mehrten Preiß zu kriegen, Dem Billigkeit zu Hertzen geht, Und der mit redlichem Gewissen Für Gott und für das Vaterland,