124 Neue Zeit. Das zweite klassische Zeitalter. Willst du zu Strophen werden, o Haingesang? Willst du gesetzlos, Ossians Schwünge gleich, Gleich UllersH Tanz auf Meerkrystalle, Frei aus der Seele des Dichters schweben? Die Wasser Hebrus^) wälzten mit Adlereil Des Celten Leier, welche die Wälder zwang, Daß sie ihr folgten, die den Felsen Taumeln und wandeln aus Wolken lehrte. So floß der Hebrus. Schattenbesänftiger, Mit fortgerissen folgte dein fliehend Haupt Voll Bluts, mit toter Stirn, der Leier Hoch im Getöse gestürzter Wogen. So floß der Waldstrom hin nach dem Ocean! So fließt mein Lied auch stark und gedankenvoll. Dess' spott ich, der's mit Klüglingsblicken, Höret, und kalt von Glosse trieft. Den segne, Lied, ihn segne bei festlichem Entgegengehen, mit Freudebegrüßungen, Der über Wingolfs hohe Schwelle Heiter, im Haine bekränzt, hineintritt. Dein Barde wartet, Liebling der sanften Hlyn:6) Wo bleibst du? Kommst du von den begeisternden Achäerhämus? Oder kommst du Von den unsterblichen sieben Hügeln? Wo Scipionen, Flaccus und Tullius, Urenkel denkend, tönender sprach und sang; Wo Maro mit dem Kapitole Um die Unsterblichkeit mutig zankte! Voll sichern Stolzes sah er die Ewigkeit Des hohen Marmors; Trümmer wirst einst du sein. Staub dann und des Sturms Gespiele, Du Kapitol! und du Gott der Donner! Wie, oder zögerst du von des Albion Eiland herüber? Liebe sie, Ebert, nur! Die sind auch deutschen Stamms, Ursöhne Jener, die kühn mit der Woge kamen! Sei mir gegrüßt! Immer gewünscht kommst du, Wo du auch herkommst, Liebling der sanften H!lyn; Vom Tibris lieb, sehr lieb vom Hämus! Lieb von Britanniens stolzem Eiland. Allein Geliebter, wenn du voll Vaterlands Aus jenen Hainen kommst, wo der Barden Chor Mit Braga 7) singet, wo die Telyn8) Tönt zu dem Fluge des deutschen Liedes. Da kamst du jetzt her, hast aus vem Mimer^) schon Die geistervolle silberne Flut geschöpft! Schon glänzt die Trunkenheit des Quells dir, Ebert, aus hellem, entzücktem Auge.