Johann Wolfgang Goethe: Grenzen der Menschheit. 159 
in Weimar/gestorben daselbst am 22. März 1832. Die lyrische Dichtung begleitet 
sein ganzes Leben; die wichtigsten Dichtungen anderer Art sind: a. Jugendwerke: 
Götz von Berlichingen, 1773; die Leiden des jungen Werther, 1774. b. Werke der 
klassischen Vollendung: Iphigenie auf Tauris, 1787; Egmont, 1788; Torquato Tasso, 
1790; 6. Werke aus der Zeit des Zusammenwirkens mit Schiller: Wilhelm Meisters 
Lehrjahre, 1796; Xenien, 1796—1797; Balladen und Romanzen, 1797—1798; Her¬ 
mann und Dorothea, 1797; Faust, erster Teil, 1797; d. Werke aus seinem Alter: 
Die Wahlverwandtschaften, 1809; Aus meinem Leben, Wahrheit und Dichtung, 1811; 
Wilhelm Meisters Wanderjahre, 1821; Faust, zweiter Teil, 1831. Außerdem hat 
Goethe noch zahlreiche andere Werke veröffentlicht: 1. Größere und kleinere dra¬ 
matische Dichtungen; 2. Werke biographischer und geschichtlicher Art; 3. ästhetische 
Schriften; 4. naturwissenschaftliche Schriften. 
I, 192. Der Nürnberger Spielwarenhändler. — II, 25. Die wan¬ 
delnde Glocke. — III, 117. Gefunden. — IV, 154. Der Sänger. — 
V, 32. Erlkönig; 33. Der Fischer; 78. Wanderers Nachtlied; 79. Ein 
Gleiches. — VI A, 55. Zueignung; 56. Epilog zu Schillers Glocke; 
57. Mignon; 58. Lied des Harfners; 59. Der Schatzgräber; 60. Der 
Zauberlehrling; 61. Gesang der Geister über den Wassern; 62. Des 
Weibes Bestimmung. 
107. Grenzn der 
Wenn der uralte 
Heilige Vater 
Mit gelassener Hand 
Aus rollenden Wolken 
5 Segnende Blitze 
Über die Erde sä't, 
Küss' ich den letzten 
Saum seines Kleides, 
Kindliche Schauer 
10 Treu in der Brust. 
Denn mit Göttern 
Soll sich nicht messen 
Irgend ein Mensch. 
Hebt er sich aufwärts 
15 Und berührt 
Mit dem Scheitel die Sterne, 
Nirgends hasten dann 
Die unsichern Sohlen, 
Und mit ihm spielen 
20 Wolken und Winde. 
Steht er mit festen, 
>er Menschheit. 
Markigen Knochen 
Auf der wohlbegründeten, 
Dauernden Erde, 
25 Reicht er nicht auf, 
Nur mit der Eiche 
Oder der Rebe 
Sich zu vergleichen. 
Was unterscheidet 
30 Götter von Menschen ^ 
Daß viele Wellen 
Vor jenen wandeln, 
Ein ewiger Strom: 
Uns hebt die Welle, 
35 Verschlingt die Welle, 
Und wir versinken. 
Ein kleiner Ring 
Begrenzt unser Leben, 
Und viele Geschlechter 
40 Reihen sich dauernd 
An ihres Daseins 
Unendliche Kette.