392 Anhang. Beispiel: Der Morgen kam; es scheuchten seine Tritte den leisen Schlaf, der mich gelind umfing, daß ich erwacht aus meiner stillen Lütte den Berg hinauf mit frischer Seele ging; ich freute mich bei einem jeden Schritte der neuen Blume, die voll Tropfen hing; der junge Tag erhob sich mit Entzücken, und alles war erquickt, mich zu erquicken. (Goethe: Zueignung.) Die Terzine besteht aus drei fünffüßigen jambischen Versen. Bemerkenswert ist die ketten¬ artige Verbindung der Reime. Die letzte Strophe hat stets eine über¬ zählige Zeile. Beispiel: Die Kreuzschau (Chamisso). Das Ghasel kann vier und mehr Zeilen haben, aber nur einen Reim, der in den beiden ersten Zeilen und dann in allen geraden Zeilen vorkommt; die un¬ geraden Verse sind reimlos. Das Schema für den Reim ist also: aaba c a d a usw. Beispiel: Lerr, den ich tief im Kerzen trage, sei du mit mir, du Gnadenhort in Glück und Plage, sei du mit mir; im Brand des Sommers, der dem Mann die Wange bräunt, wie in der Jugend Rosenhage, sei du mit mir! Behüte mich am Born der Freude vor Äbermut, und wenn ich an mir selbst verzage, sei du mit mir! Gib deinen Geist zu meinem Liede, daß rein es sei, und daß kein Wort mich einst verklage, sei du mit mir! Dein Segen ist wie Tau der Rebe, nichts kann ich selbst, doch daß ich kühn das Köchste wage, sei du mit mir! O du mein Trost, du meine Stärke, mein Sonnenlicht, bis an das Ende meiner Tage sei du mit mir! (Geibel.) III. Von den Dichtungsarten. A. Die epische oder erzählende Dichtung. 1. Die Sage berichtet von wunderbaren Begebenheiten aus alter Zeit. Sie hat einen gewissen geschichtlichen Hintergrund, die Vorgänge selbst aber sind dichterisch ausgeschmückt. Barbarossa im Kyffhäuser (Rückert).