289 Das Haupt, das nun der Scheere sich bequemt, Mit mancher Krone ward's bediademt. Die Schulter, die der Kutte nun sich bückt, Hat kaiserlicher Hermelin geschmückt. Nun bin ich vor dem Tod den Todten gleich, Und fall' in Trümmer, wie das alte Reich. 3. Harmosan. Platen, Gesammelte Werke. Stuttgart, 1853. I. 138. 1. Schon war gesunken in den Staub der Sassaniden alter Thron, Es plündert Mosleminenhand das schätzereiche Ktesiphon: Schon langt am Oxus Omar an, nach manchem durchgekämpften Tag, Wo Chosru's Enkel Jesdegerd aus Leichen eine Leiche lag. 2. Und als die Beute mustern ging Medina's Fürst auf weitem Plan, Ward ein Satrap vor ihn geführt, er hieß mit Namen Harmosan; Der letzte, der im Hochgebirg' dem kühnen Feind sich widersetzt; Doch ach, die sonst so tapfre Hand trug eine schwere Kette jetzt! 3. Und Omar blickt ihn finster an und spricht: „Erkennst du nun, wie sehr Vergeblich ist vor unserm Gott der Götzendiener Gegenwehr?" Und Harmosan erwiedert ihm: „In deinen Händen ist die Macht, Wer einem Sieger widerspricht, der widerspricht mit Unbedacht. 4. Nur eine Bitte wag' ich noch, abwägend dein Geschick und meins: Drei Tage focht ich ohne Trunk, laß reichen einen Becher Weins!" Und auf des Feldherrn leisen Wink steht ihm sogleich ein Trunk bereit; Doch Harmosan befürchtet Gift und zaudert eine kleine Zeit. 5. „Was zagst du," ruft der Saracen, „nie täuscht ein Moslem seinen Gast, Nicht eher sollst du sterben, Freund, als bis du dies getrunken hast!" Da greift der Perser nach dem Glas, und statt zu trinken, schleu¬ dert hart Zu Boden er's auf einen Stein mit rascher Geistesgegenwart. Lüben'8 Auswahl. III. «q