320 3. Er singt, daß alle Felsen dröhnen, Er fingt, daß alle Lippen stöhnen Und alle Herzen wiedertönen, Und sein Gesang ist Mord! Mord! Mord! Von Land zu Land, von Ort zu Ort, Er singt, daß selbst die Sterne hören, Und Erd' und Himmel sich empören. 4. Und ob auch unter seid'ner Decke, In seines Hauses stiller Ecke, Der Mörder zitternd sich verstecke, Die weiße Taube singt ihn wach! Die weiße Taube fliegt ihm nach, Und ob die Felsen ihn versteckten, Und ob die Wogen ihn bedeckten! 5. Da wird kein Netz, kein Garn gefunden, Kein Köder will dem Vogel munden, Kein Pfeil kann seine Brust verwunden, Er ist bald hier, bald ist er da —! Und immer fern und immer nah, Und alle Nächte, alle Tage Tönt schmetternd seine Todtenklage! 6. Bis daß sie den Erschlag'nen fanden, Bis daß ein Rächer aufgestanden, Bis daß der Mörder liegt in Banden, l Und bis sein Blut gen Himmel sprang; Da wird er still, da schweigt der Klang, Da sinkt das leuchtende Gefieder Als Blüthenschnee zur Erde nieder. 2. Der Räuber. Nach einer Idee des Adam Mickiewiez. Prutz, Gedichte. 4. Aufl. Leipzig, 1857. S- 21. Auf dem öden Scheidewege, Hinterm hohen Crucifixe, Stand der Räuber listig lauernd, In der Hand den blanken Säbel Und die Büchse scharf geladen. Denn den Kaufmann wollt' er fangen, Der mit Geldes reicher Fülle,