— 181 — auf die Arme und trug es in das erste beste Haus. Der Kutscher aber hatte sich nicht einmal umgedreht. „Er ist viel zu stolz dazu!" hatte das Blatt gerade noch Zeit zu denken, da wurde es zwischen zwei Torfstücke geklemmt, in einen großen Korb geworfen, und als der ganz gefüllt war, nahm ihn der Bauer auf den Rücken und schüttete den Inhalt nach ein paar Schritten in ein Kellerloch. Oh, wie dunkel war es da! Dem Blatt gefiel es gar nicht im Keller, nur die Torfstücke waren zufrieden. Die Dunkelheit mochte sie wohl an ihre schwarze Moorgrube erinnern. Zwei große, harte Hände griffen die braunen Gesellen und legten sie wie die Backsteine in der Mauer reihenweise aufeinander. Immer mehr polterten durch das Kellerloch, immer mehr wurden aufeinander gelegt, immer höher und dicker wurde die Mauer. Nur das Blatt wurde nicht mit hineingemauert, es lag unbeachtet auf der Erde. Endlich war der ganze Torf aufgeschichtet. Das Kellerloch wurde zugestopft, Staub und Brocken zusammengefegt und in eine Holz¬ kiste geschüttet. Auch das Eichenblatt kam mit hinein. Nun hatte es Zeit, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Da lag es nun und sah zu dem großen Haufen Torf hinüber und sah zum ersten Male in seinem Leben eine Maus. Die turnte auf dem Torfhaüfen herum, als es ganz still geworden war, und sprang mitten in die Kiste hinein und beschnupperte das trockene Eichenblatt und knabberte ein wenig an dem Stenglein, aber nur ein wenig, denn es war ihm zu trocken. „Siehst du," sagte ein Brocken Torf, der dicht bei ihm lag, „nicht mal die Maus mag dich fressen! Du bist doch zu gar nichts zu gebrauchen!" Da knarrte die Tür. Das Dienstmädchen kam mit dem Torfkasten, füllte ihn und trug ihn davon. Und dann kam die Nacht, und der ganze Keller schlief und das Blatt auch, und es träumte von seinem Baume und von dem Winde, der es hin- und herwiegte. Und langsam wurde es ein wenig hell im Keller. Die Sonne schien durch die Türritze, und ein ganz schmaler, blendend heller Lichtfaden fiel gerade auf das Blatt in der Kiste. Und wieder kam das Dienstmädchen mit dem Torfkasten. Und ein kleines Mädchen kam mit hereingehüpft, das klatschte in die Hände und rief: „O, was für eine Menge Torf haben wir gekriegt! 0, was für eine Menge!" Und es nahm sich einen roten Apfel von dem Bord, denn das durfte es. Aber der Apfel rollte ihm aus der Hand und fiel in die Kiste. Und als das Kind ihn wieder herausnahm, erfaßte es das Blatt auch mit und besah es und sagte: „O, das ist ein Eichenblatt. Das nehme ich mit." — Und das kleine Mädchen nahm