4 ihn zu stellen, so konnte ich mich des Lachens nicht enthalten und machte ihm die Sache klar. ,,Famos," sagte er, „also dreißig Pfennig hast du noch? Wenn wir beide zusammenlegen, haben wir auch nicht mehr. Ich habe soeben alles fortgegeben an unsern Landsmann Braun, der das Geld notwendig brauchte. Also dreißig Pfennig hast du noch? Dafür wollen wir uns einen vergnügten Abend machen!" Ich sah ihn verwundert an. „Eib mir nur das Geld," sagte er, „ich will einkaufen — zu Hause habe ich auch noch allerlei — wir wollen herrlich leben heute abend — herrlich sage ich!" Wir gingen durch einige enge Gassen der Ägidienvorstadt zu seiner Wohnung. Unterwegs verschwand er in einem kleinen, kümmerlichen Laden, der sich durch ein paar gekreuzte Kalkpfeifen, einige verstaubte Zichorien- und Tabakspakete, Wichsschachteln und Senftöpfe kennzeichnete, und kam nach kurzer Zeit mit zwei Tüten wieder zum Vorschein. Leberecht Hühnchen wohnte in dem Giebel eines lächerlich kleinen und niedrigen Häuschens, das in einem ebenso winzigen Garten gelegen war. In seinem Wohnzimmer war eben so viel Platz, daß zwei an¬ spruchslose Menschen die Beine darin ausstrecken konnten, und nebenan befand sich eine Dachkammer, die fast vollständig von seinem Bette aus¬ gefüllt wurde, so daß Hühnchen, wenn er, aus dem Bette sitzend, die Stiefel anziehen wollte, zuvor die Tür öffnen mußte. Dieser kleine Vogelkäfig hatte aber etwas eigentümlich Behagliches, etwas von dem sonnigen Wesen seines Bewohners war auf ihn übergegangen. „Nun vor allen Dingen einheizen," sagte Hühnchen, „sehe dich nur auf das Sofa; aber suche dir ein Tal aus! Das Sofa ist etwas gebirgig, man muß sehen, daß man in ein Tal zu sitzen kommt." Das Feuer in dem kleinen, eisernen Kanonenofen, der sich der Größe nach zu andern gewöhnlichen Ofen etwa verhielt wie der Teckel zum Neufundländer, geriet bei dem angestrengten Blasen meines Freundes bald in Brand, und er betrachtete wohlgefällig die züngelnde Flamme. Dieser Ofen war für ihn ein steter Gegenstand des Entzückens. „Ich begreife nicht," sagte er, „was die Menschen gegen eiserne Ofen haben. In einer Viertelstunde haben wir es nun warm. Und daß man nach dem Feuer sehen und es schüren muß, das ist die angenehmste Unter¬ haltung, die ich kenne. Und wenn es so recht Stein und Bein friert, da ist er herrlich, wenn er so rot und trotzig in seiner Ecke steht und gegen die Kälte anglüht."