christel ihre Herde vergnügt nach Hause. Eines Abends aber erhoben plötzlich die Gänse ein gewaltiges Geschrei, und eine nach der andern flog schreiend dem Dorfe zu. Sie hatten einen Fuchs bemerkt, der aus dem Walde geschlichen kam. In der Angst war auch die Gänsechristel als Gans mit fortgeflogen und mit noch vielen andern Gänsen in den Hof eines reichen Bauern eingefallen. Als die Bauersfrau die Gänse angeflogen kommen sah, sagte sie zornig: „Komm mir nur morgen unter die Finger!" Die Gänsechristel, die unter den andern Gänsen stand, zitterte vor Angst; denn sie wußte nur zu gut, wem die Drohung galt. Sie lief daher eilig in den Gänsestall, und die andern Gänse folgten ihr. Als die letzte Gans im Stalle war, verschloß ihn die Bauersfrau und sagte zu der Magd: „Morgen kommt meine Frau Base, da wollen wir die beste schlachten!" Als die Gänsechristel das hörte, gab sie sich im Stalle geschwind ihre rechte Gestalt wieder; denn sie dachte, sie könnte als die beste an das Messer geliefert werden. Am frühesten Morgen kam die Bauersfrau mit der Magd, schloß den Stall auf und sagte: „Kriech hinein und such mir die beste aus!" Die Magd kroch in den finstern Stall, tappte umher und erwischte in der Dunkelheit die Gänsechristel, die in einer Ecke saß, bei den Haaren. „Still!" ries diese, „verrat mich nicht!" Aber die erschrockene Magd schrie: „Laßt mich hinaus, laßt mich'hinaus!" Da öffnete die Frau die Tür ein wenig, und die Magd schlüpfte heraus und flüsterte, am ganzen Leibe zitternd: „Frau, da drinnen ist's nicht richtig. In dem Stalle steckt ein Dieb, wenn's nicht gar der Teufel ist. Das Ding da drinnen griff sich ganz haarig an und hatte feurige Augen und brüllte mich an. Habt Ihr denn nichts gehört?" Da wurde der Bauersfrau angst und bang, und sie rief ihren Mann. Als der hörte, um was es sich handelte, ergriff er einen großen Knüppel und rief drohend: „Heraus, wer da drinnen steckt!" und indem er das rief, riß er die Tür weit auf. Die Gänsechristel hatte sich in ihrer Angst geschwind wieder in eine Gans verwandelt und war die erste, die mit lautem „Gak-gak!" aus dem Stalle lief. Die andern Gänse folgten ihr, und alle eilten zum Hofe hinaus, und als die Bauersfrau mit der Magd laut schreiend hinterdrein lief, flogen die Gänse aus und flogen hoch über das Dorf weg. Die Bauersfrau aber schlug die Hände über dem Kopf zusammen und jammerte: „Ach, meine Gänse! meine fetten Gänse!" Während dies geschah, stand der Bauer noch immer mit seinem Knüppel vor dem Stall und rief immer zorniger: „Heraus, was da drinnen steckt!" Endlich blickte er vorsichtig in den Stall, und als er sah, daß dieser leer war, kratzte er sich