242 umher. Wer die russische Grenze auf der nahen Brücke überschreitet, mutz bei den: Zollamte mit dem russischen Doppeladler seinen Patz vorweisen. Für das, was zollpflichtig ist, mutz er den Grenzzoll entrichten. Drüben rechts erheben sich schwarz-gelbe Grenzpfähle mit dem österreichischen Doppeladler, und österreichische Grenzer streifen umher. Karl Ernst und Gottfried Fuhland. (Bunte Bilder aus dem Schlesierlande. I.) 140. Auf oberschlesischen Sumpf- und Torfwiesen. 1. Aurra! Der zweite Heuschnitt ist fort von den Wiesen. Jetzt beginnt die Glanzzeit für die Hirtenjugend des Dorfes. Nicht braucht die nachbarliche Grenze mehr beachtet zu werden. Durch geht's von eütem Ende zum andern. Eine ganze Karawane belegt die Wiese mit Beschlag. Herbstlich sieht's aus, und dichte Nebel geben der Moorgegend ein düsteres Aussehen, bis die Sonnenstrahlen durchbrechen, ein buntes Bild bescheinend. Vielleicht zum letztenmal beschreitet Freund Langbein sein Nevier, wo er so manches Mal die saftigsten Würmer und die fettesten Frösche geschmaust hat. Mit majestätischem Flügelschlage durchschneidet sein grauer Vetter, der Kranich, die Luft, nach dem Sammelplätze eilend, um fernhin nach des Südens Wärme zu ziehen. Am Rande des abgelegenen Dickichts steht träumerisch auf einem Beine die scheue Wildgans, nur hin und wieder den Kopf drehend, um mit einem Auge aufwärts zu gucken, als wolle sie erspähen, ob günstige Fortzugszeit gekommen sei. Plötzlich schietzt mit. Blitzesschnelle unser farbenreichster Vogel, die Mandelträhe, dahin. In: leisen Winde säuseln die Erlen ihr Herbstlied, das begleitet wird von dem eintönigen Murmeln des Wiesenbaches. Lustig knistert das Feuer, das mit dürren: Astholz, Kartoffelkraut und Torf reichlich gespeist wird, und drin liegen die schon halbgebratenen Knollen, die ein leckeres Mahl in Aussicht stellen. 2. Da auf einmal ruft eine Stimme: „Kommt, wir wollen spielen!" Ein starker Stab von 75 cm Länge ist schnell zugespitzt und in die Erde getrieben. In gerader Linie stellen sich die Spieler, mit langen, festen Stöcken bewaffnet, rechts und links von jenem Stabe auf, setzen ihre Stäbe auf die rechte Erotzzehe, während sie den oberen Teil lose mit der rechten Hand halten, und schleudern durch eiuen Schwung des Unter¬ schenkels den Stab so weit wie möglich. Wessen Wurfstrecke am kürzesten ist, der hat nun die Aufgabe, deu eingetriebenen Stab, den Bulka, zu ver¬ teidigen. Aus eiuer gewissen Entfernung werfen alle übrigen Spieler ihre Stäbe in Unordnung um den Bulka hin, suchen sie dann zu erhaschen und den Bulka damit aus der Erde zu schlagen. Wer von ihnen dabei von dem Bulka-Hüter mit seinem langen Stabe berührt wird, mutz beim nächsten Wurf den Bulka schützen und so weiter. Ist dieses Spiel auch ein wenig eintönig, so übt es doch die Kräfte und macht gewandt.