IV. Märchen. 82. Die Geschichte vom Kalif Storch. Wilhelm Hauff. 1. Der Chasid zu Bagdad saß einmal an einem schönen Nach¬ mittag behaglich auf seinem Sofa; er hatte ein wenig geschlafen, denn es war ein heißer Tag, und sah nun nach seinem Schläfchen recht heiter aus. Er rauchte aus einer langen Pfeife von Rosenholz, trank hie und da ein wenig Kaffee, den ihm ein Sklave einschenkte, und strich sich alle¬ mal vergnügt den Bart, wenn es ihm geschmeckt hatte. Kurz, man sah dem Kalifen an, daß es ihm recht wohl war. Um diese Stunde konnte man gar gut mit ihm reden, weil er da immer recht mild und leutselig war; deswegen besuchte ihn auch sein Großwesir Mansor alle Tage um diese Zeit. An diesem Nachmittag nun kain er auch, sah aber sehr nachdenklich aus, ganz gegen seine Gewohnheit. Der Kalif tat die Pfeife ein wenig aus dem Mund und sprach: ,,Warum machst du ein so nachdenkliches Gesicht, Großwesir?" Der Großwesir schlug seine Arme kreuzweis über die Brust, ver¬ neigte sich vor seinem Herrn und antwortete: „Herr! ob ich ein nach¬ denkliches Gesicht mache, weiß ich nicht; aber da unten am Schloß steht eill Krämer, der hat so schöne Sachen, daß es mich ärgert, nicht viel überflüssiges Geld zu haben."