222 Volkes bitte ich: verlassen Sie diese gefährliche Stelle!“ Da reichte mir der König die Hand: „Nun, Bismarck, so lassen Sie uns weiter¬ reiten!“ Der König wandte auch wirklich seine Rappstute und setzte sie in einen so langsamen Galopp, gerade als wär's ein Spazierritt die Linden hinunter in den Tiergarten. Da zuckte es mir doch in Händen und Füßen: ich ritt meinen Dunkelfuchs dicht an die Sadowa heran und versetzte ihr einen kräftigen Stoß mit meiner Stiefelspitze; sie machte einen Satz vorwärts, und der König blickte sich verwundert um. Ich glaube, er hat es gemerkt, aber er sagte nichts.“ 162. Der brüderliche Feind. Wilma Popper. Es war am 27. Juni des Jahres 1866, als die blutige Schlacht bei Nachod geschlagen wurde, nach welcher der siegreiche General Steinmetz nur noch „der Löwe von Nuchod" genannt wurde. Ein österreichischer Hauptmann, die gefahrvolle Lage der Seinen erkennend, hatte mit verzweifeltem Mute gekämpft und war, tollkühn vordringend, von einem jungen schlesischen Leutnant gefangen genommen worden. Doch gab er sich noch nicht verloren. Mit einem letzten Auf¬ wand seiner Kräfte hatte er den Feind überwältigt und, die Brust ihm durchbohrend, tödlich verwundet. Der Jüngling hob die Arme gen Himmel, rief wehklagend: „Ach Mutter, Mutter!" und fiel zur Erde. Der Hauptmann kniete nieder und hielt das Haupt des Verwun¬ deten in seinen Armen. „Wer ist deine Mutter?" fragte er, sich zu ihm niederbeugend. „Eine arme Witwe in Glogau; ich war ihr Ältester, ihre Stütze." „Wie heißt deine Mutter?" „Franziska Weber." „Sei ruhig, deine Mutter wird keine Not leiden; ich werde für sie sorgen, solange ich lebe." „Du, mein Feind? Sie wird von dir nichts annehmen und wenn sie verhungerte." „Sie wird nie wissen, wer ihr Helfer und Freund ist." „Ja, aber was bewegt dich denn? Ich hatte dich angegriffen, hatte dir nach Leben und Freiheit gestrebt." „Ich habe nur mein Vaterland verteidigt; daß ich dich dabei töten