168 auf die Knie und weint und weint. Aber der Mann kann nicht bleiben, die Sturmglocke braust, und die Trommel ruft zum Krieg. Und der Krieg reißt den Bräutigam von der Braut, den Vater von den jammernden Kindern, den Bruder von der Schwester. Sie alle müssen ihm nach, und er treibt sie vor glühende Kanonen und heiße Gewehrläufe, die scharfe Eisenstücke auf sie nieder¬ regnen lassen. Und wehe, wen ein solches Eisenstück trifft! Er fällt hin, mit dem Gesicht liegt er auf der Erde, und seine Hände wühlen sich in den Sand ein, und dann strecken sie sich lang, und aus der Brust kommt ein tiefer Seufzer, und der Soldat, der eben noch stark und wild über die Felder auf den Feind zulief, er ist tot! Zu Hause aber sitzt die Mutter und weint und weint.allzu¬ sehr. Ade, mein lieber Junge, wir sehen uns nimmermehr! Und die Frau sitzt daheim bei den Kindern, die so oft schon nach dem Vater fragten, und sie weiß zuletzt keine Antwort mehr zu geben. Seit Wochen ist kein Brief mehr gekommen. Wer weiß, der Vater liegt vielleicht mit schweren Wunden im Krankenhaus oder im Felde, und niemand ist da, der ihm sein müdes Haupt stützt und ihm einen kühlen Trunk reicht. Und dann wartet sie mit klopfendem Herzen und bleichem Gesicht auf den Briefboten. Ach wie schwer wird ihr das Herz, wenn er wieder und wieder an ihrer Haustür vorbeigeht. Wie schrecklich ist der Krieg! Da kommt ein Eisenbahnzug voll Verwundeter; sie sind in weiße Tücher gewickelt und stöhnen vor Schmerzen. Dann kommt ein Zug voll Gefangener; sie sind still und blaß und ballen die Hände vor Zorn, wenn sie an ihr armes Land denken. Da ist der Krieg, da qualmen die Häuser, da liegen die Toten, da ist Hunger und Durst, da irren die Kinder in den verlassenen Straßen, da pfeift der Wind durch die leeren Fenster, da brüllt das verlassene und vergessene Vieh in den Ställen vor Hunger, da liegen die Verwundeten in den Kornfeldern, und sie fiebern vor Durst, und niemand holt ihnen Wasser. O Krieg, o Krieg, wie schrecklich bist du! Und eher hörst du nicht auf zu rasen und zu toben, als bis die Stadt leer ist und die Straßen verwüstet sind und die Häuser aufgebrannt, bis alle Menschen seufzen und flehen nach Frieden. — — Frieden! welch ein köstliches Wort! Wie weich und warm und freudig machst du des Menschen Herz! Ein großes Fest ist im ganzen Lande, wenn du kommst. Was für ein Jubel schallt durch die belebten Straßen. Wieder tönt vom Dorne Glockengeläute, aber es bringt den Menschen Freude und Glück. Und die Häuser sind bekränzt, und Girlanden ziehen sich über die Straßen, und auf alten Bildern steht geschrieben: Frieden! Frieden! Frieden!