150 Die Erzählung des Großvaters. in 6er Höhle, wenn der Tag über den Wald hinüberzog und das Grün beleuchtete, die Vöglein sangen, die Bäume glänzten und die Bergspitzen leuchteten; oder sie schlummerten, wenn es Nacht war, wenn es finster und still war, oder der Schrei eines wilden Tieres tönte, oder der Mond am Himmel stand und seine Strahlen über die Wipfel goß. Du kannst dir denken, wie es war, wenn du betrachtest, wie schön hier die Nacht ist, wie der Mond so schauerlich in den Wolken steht, wo wir doch schon so nahe an den Häusern sind, und wie er auf die schwarzen Vogelbeerbäume unseres Nachbars herniederscheint. Nachdem das Mädchen sehr stark geworden war, dachten die Kinder daran, aus dem Walde zu gehen. Sie beratschlagten unter sich, wie sie das anstellen sollten. Das Mädchen wußte gar nichts; der Knabe aber sagte, daß alle Wässer abwärts rinnen, daß sie fort und fort rinnen, ohne stille zu stehen, daß der Wald sehr hoch sei, und daß die Wohnungen der Menschen sehr tief liegen, daß bei ihrer Hütte selber ein breites, rinnendes Wasser vorbeigegangen wäre, daß sie von dieser Hütte in den Wald gestiegen seien, daß sie immer aufwärts und aufwärts gegangen und mehreren herabfließenden Wassern begegnet seien; wenn man daher an einem rinnenden Wasser immer abwärts gehe, so müsse man aus dem Walde hinaus und zu Menschen gelangen. Das Mädchen sah das ein, und mit Freuden beschlossen sie, so zu tun. Sie rüsteten sich zur Äbreise. Von den Feldern nahmen sie Kartoffeln, soviel sie tragen konnten, und viele zusammen¬ gebundene Büschel von Ähren. Der Knabe hatte aus seiner Jacke einen Sack gemacht und für Erdbeeren und Himbeeren machte er schöne Täschchen aus Birkenrinde. Dann brachen sie auf. Sie suchten zuerst den Bach in dem Tale, aus dem sie bisher ge¬ trunken hatten, und gingen dann an seinem Wasser fort. Siehst du, der Knabe leitete das Mädchen, weil es schwach war, und weil er in dem Wald erfahrener war; er zeigte ihm die Steine, auf die es treten, er zeigte ihm die Dornen und spitzigen Hölzer, die es vermeiden sollte, er führte es an schmale Stellen, und wenn große Felsen oder Dickichte und Sümpfe kamen, so wichen sie seit¬ wärts aus und lenkten dann klug immer wieder der Richtung des Baches zu. So gingen sie immer fort. Wenn sie müde waren, setzten sie sich nieder und rasteten, wenn sie ausgerastet hatten, gingen sie weiter. Am Mittage machte er ein Feuer, und sie brieten Kartoffeln und rösteten ihre Getreideähren. Das Wasser