Lin Besuch des Salzlagers von Staßfurt. 343 die Wand eingetrieben wird, kann die Leitungen treffen und ihre Hüllen zerreißen. Indem er dann mit den beiden Drähten in Berührung kommt, bildet er einen bequemen Stromweg von sehr geringem Widerstand. Der Kurzschluß ist also fertig. Es kann Feuchtigkeit an und durch die Hüllen dringen, und da Wasser leitet, so gewinnt der Strom einen Nebenweg, sozusagen einen Richtweg, den er sich unter den mitwirkenden Umständen nach und nach verbreitert. Eines Tages ist er breit genug, so viel Strom durchzulassen, daß die Stelle zu schmoren anfängt; allmählich entwickelt sich dann ein Brand. Bei den elektrischen Bahnen ist die Zuleitung hoch durch die Luft geführt, während als Rückleitung die Schienen dienen. Nun ereignet es sich, daß ein Telephondraht reißt, im Fallen sich über die Luftleitung legt und mit seinem freien Ende auf die Schienen fällt. Im nächsten Augenblicke entwickelt sich an den beiden Be¬ rührungsstellen ein lebhaftes Feuerwerk und, will’s das Unglück, so brennt nicht der Telephondraht, sondern die kupferne Luft¬ leitung der Straßenbahn durch. Ihr Ende senkt sich auf die Schienen und, wenn vorher der Schluß ein Kurzschluß war, so ist er jetzt ein viel kürzerer. Auf der Station treten sofort die Sicherheitsschalter in Tätigkeit; aber die Linie ist nun stromlos, und ihre Wagen sind der bewegenden Kraft beraubt. Dies sind nur einige Formen des Kurzschlusses; er hat aber noch zahlreiche andere; denn er ist bei weitem der schlaueste und findigste Feind des Elektrotechnikers. Letzterer muß stets auf der Hut vor ihm sein und ihm in jeder Weise den Weg zu ver¬ legen suchen. Daß er damit Erfolg erzielt hat, beweist der Um¬ stand, daß wenigstens in Deutschland die Feuersgefahr bei elek¬ trischen Anlagen verschwindend klein geworden ist. Den Kurz¬ schluß ganz zu verhindern, steht bis jetzt leider nicht in unserer Gartenlaube, Jahrgang 1902. 148. Ein Besuch des Salzlagers von Staßfurt. Nach Hermann Kienbaum. Mit dem Erlaubnisschein des königlichen Salzamtes ver¬ sehen, betreten wir das Arbeitszimmer, wo der Grubenkittel an¬ gelegt und der Berghut übergestülpt wird. Mit einem Schlage ist die Erscheinung des Besuchers verwandelt; man verschwindet vollkommen unter dem weiten Grubenmantel, dessen unbestimm-