Königsberg. 457 Jahrzehnten an die Grenze der Kultur im Osten erinnerten, sind fast gänzlich verschwunden. Dagegen lenkt sogleich das Schloß auf be¬ herrschender Knhöhe oberhalb des pregeltales die Bugen des An¬ kömmlings auf sich. Ls ist kein einheitlicher Vau, wie die Klarienburg, sondern spiegelt in mannigfachem Wechsel der Stile die Geschichte der Stadt und des Staates von der Grdenszeit bis zur Gründung des Königs- staates wieder. Nur der westliche Teil des Nordflügels erinnert in seinen gotischen Spitzbogen und seinen Sterngewölben noch an die Tage, an denen ein Ordensmarschall hier residierte, in denen aus den Heroldsruf im Reiche Fürsten, wie der spätere König Heinrich IV. von England, Johann der Blinde von Böhmen, der Vater Kaiser Karls IV. und Albrecht von Österreich, mit vielen erlesenen Kittern zusammentrafen, um vor der Fahrt in die litauische Wildnis hier die höchste Auszeichnung, die Teilnahme am Ehrentisch, zu erhalten, vor dem um 1800 errichteten Bau des Dberlandesgerichtes an der Nord¬ seite steht trutzig der achteckige Haberturm, der letzte Zeuge der alten Vorburg des ehemals kleinen Kitterschlosses. Der stattliche Torbau mit seinen beiden vorspringenden Erkern, geschmückt mit lateinischen Sinnsprüchen, erinnert schon an das neue Lildungsideal des verwelt¬ lichten Drdensstaates, das durch Herzog Albrecht nach dem entlegenen Osten gebracht wurde. Der Unterbau des Westflügels, die hervor¬ tretende Pechnase und die beiden freigelegten halbtürme des Südflügels, sowie die Kellergewölbe sind noch eindrucksvolle Proben der Leistungen des Ordens. Dagegen ist das eigentliche Königsschloß mit seiner monumentalen Fassade im Südosten bereits unter dem Einfluß der Baukunst Ludwigs XIV. nach der Begründung des preußischen Königtums im Jahre 1701 erbaut und blieb dank der Sparsam¬ keit Friedrich Wilhelm I. unvollendet. Der ganze Westflügel bis zum Kundturme gehört noch der herzoglichen Zeit an, während der gotische Aufsatz des Schloßturms mit seiner spitzen Pyramide an Stelle des ältern Turmes erst in den Jahren von 1864 bis 1866 hergestellt wurde. Die Schloßkirche, die über Bacchusx) und Klars2), Weinkellern und Rüstkammern, und unter Venus 3) und Teresh, unter dem tz Altgriechischer Gott des Weines. Kriegsgott. 3) Göttin der ctnmut und Schönheit. 4) Göttin des Ackerbaues.