Kaiser Wilhelm I. 537 hilfen, Albedyll und Wilmowski, an der Spitze des Militär- und Zivilkabinetts fest: überall trachtete er danach, an den Stellen, mit denen er persönliche Berührungen hatte, die Alten, ihm Be¬ kannten zu belassen; er nahm am Ergehen all seiner Diener, ob hoher oder niederer, innigen Anteil. Beim amtlichen Vortrage frei¬ lich übte er die volle sachliche Schärfe der militärischen Besichti¬ gung, der rückhaltlos untersuchenden, den andern auf Herz und Nieren prüfenden Kritik. Mit Herzklopfen, so gestand einer seiner Minister, trete er jedesmal den eindringlichen Fragen des ,.alten Herrn" gegenüber. Und auch in seiner täglichen Haltung zeigte Kaiser Wilhelm immer in erster Reihe den Offizier. Die Uniform legte er ,,im Dienste“ niemals ab, auch nicht am Schreibtisch und im Kreise der vertrautesten Räte; wenn sich der Gutsherr von Babelsberg einmal die Bequemlichkeit einer andern Tracht erlaubte, so ließ er sich doch nie bewegen, in dieser Tracht irgendein Amtsgeschäft zu vollziehen. Großes und Kleines an ihm war aus einem Gusse. Er blickte mit den Augen des Kriegsherrn in die Welt. Als er 1877 das neue Gebäude der Reichsbank einweihte, wandten sich die Worte seiner Ansprache ganz von selber auf den Wert der volkswirtschaftlichen Blüte für die Armee. Er hat seine Truppen noch aufgesucht, als ihm die Anstrengung der Besichtigungen längst widerraten wurde; das wäre kein König von Preußen mehr, der nicht mehr zu seinen Soldaten gehen könnte. Er hat seinen ältesten Enkel in feier¬ lichem Ernste in den ,.Dienst“ eingeführt. Und wenn er eine Darstellung seines Lebens, die vor allem eine Chronik seiner äußerlichen Erlebnisse und seiner militärischen Reisen war, vor dem Drucke durchsah, so billigte er ihre Art völlig und ergänzte sie getreulich im einzelnen: er fügte wohl hier und da einen Zug hinzu, der sein Herrscherbewußtsein widerspiegelte. Insbesondere aber hielt er darauf, daß alles Äußerliche korrekt sei. Und er legte — Fürst Bismarck wußte es und handelte danach — auf die Äußerlichkeit herkömmlicher Ehrerweisungen auch bei seinen höch¬ sten Dienern Gewicht. Als bei einer Hochzeit in der kaiserlichen Familie die Minister den üblichen Fackeltanz ausführen mu߬ ten, unterschied er genau, wer es mit feierlichem, wer mit unlusti¬ gem Gesicht getan habe, und zog seine Schlüsse daraus; es gab für ihn auch in diesen Dingen, wie in den eigentlich soldatischen, bei aller Nachsicht doch im Grunde ,.nichts Kleines“, vor allem indessen nicht in der eigenen Pflichterfüllung. Mit der peinlichsten