Bilder aus der Natur. 139. Der Fuchs. Hermann Masiug. Naturstudien. 9. Ausl. Leipzig 1880. 1. Bd. S. 127. Der Regen verzieht, der Wald schüttelt die lauen Tropfen aus dem Haupte, und von den Wacholderbüschen der Heide steigFs erfrischend und würzig in die Abendluft. In allen Schlupfwinkeln regen sich Flügel und Füße. Die Mücken be¬ ginnen ihre Tänze; die Ameisen kriechen hervor, ihre ver- schwemmten Straßen wieder herzustellen; Fink und Lerche schmettern um die Wette, der Hase schießt Kapriolen, und auch der Fuchs verspürt ein heimliches Rühren. Dort lauscht er zwischen den Wurzeln einer alten Eiche. Er „windet". Alles ist sicher, die ganze Natur wiegt sich frühlingstrunken in dem erfrischten Element. Und nun mit einem Satz ist Reineke vor der Tür. Jetzt könnt ihr ihn deutlich sehen. Wie er dasteht! so vornehm lässig! so voll Bewußtsein! Es verlohnt sich, ihn etwas genauer zu betrachten, denn an ihm ist nichts unbe¬ deutend. Der Fuchsschädel kann für einen Musterschädel gelten. Die Stirn ist horizontal und von tadelloser Glätte. Das Ohr, scharf herausgespitzt, schiebt sich unten weit vor, um jeden Laut zu fassen. Es ist gemacht, die über ihm auf Bäumen schlum¬ mernde Beute zu erspüren; das leiseste Geräusch, das Zittern eines Blattes, das Zucken des träumenden Vogels fällt in die horchend ausgespannte Öffnung: nichts entgeht ihm. Und nun die Nase! Wieviel Bosheit und Anmut, wieviel Geist liegt in dieser feinen, langgestreckten und geschmeidigen Spitze ! Scheint