es nicht, als gingen hundert unsichtbare Fühlfäden von dort aus. Aber das interessanteste Gesicht ist nichts ohne die Augen. Schön darf man freilich das Fuchsauge nicht nennen. Man erkennt daran sogleich das nächtliche Raubtier; es spielt aus grau in grün, liegt schief, halb in der Höhle versteckt, am Tage zur senkrechten Spalte verengt, und hat weder die „Waldfrische“, die uns aus dem Auge des Rehes so munter anspricht, noch auch das rollende Funkeln, das dem Katzenblick eigen ist; aber dennoch liegt unendlich mehr Bedeutung darin. Jetzt senkt es sich in demütiger Ergebung, oder es blickt unschuldig und harm¬ los umher; jetzt spielt ein spöttisches Lächeln um seine Lider, und jetzt wieder zuckt ein Blick daraus hervor, spitz und giftig, als treffe uns plötzlich der Stich einer Viper. Alle übrigen Teile des Gesichts wie des ganzen Körpers stimmen zu diesem Bilde. Der Mund spaltet sich weit, denn der Fuchs ist ein Räuber; ein sparsamer Bart stellt sich in langen, zurückstrebenden Spitzen wie eben so viele Widerhaken um die Oberlippe; diese Lippen, feingeschnitten und geschlossen, deuten auf Entschlossenheit und Selbstbeherrschung. Öffnen sie sich aber, dann blecken scharf und grimm die Zacken des Gebisses, oder es dringt jenes heiser fauchende, hustenartige Bellen hervor, von dem der Fuchs den Namen empfangen haben soll. Den schlanken, hangenden Leib tragen schnelle Füße fast spurlos über den Boden, und stattlich schmückt ihn die buschige Schleppe. Seine Farbe schimmert rot und goldig, und rot und goldig ist mit Ausnahme des sauberweißen Chemisetts — der ganze Pelz. Daher heißt der Fuchs von altersher der Rote, der Feuerfarbene. So schleicht und streicht der Schlaue dahin, er schmiegt und biegt sich, ist vorsichtig, geduldig, ausdauernd, behend, allzeit entschlossen: ein Meister über hundert Künste. Den Abend scheint der Fuchs in süßem Nichtstun verträumen zu wollen. Inzwischen kommen ein paar junge Füchslein neben ihm zum Vorschein. Klugforschend äugeln sie umher, legen sich in die Sonne und beginnen allerhand Kurzweil. Das jüngste Söhnchen ist noch etwas täppisch. Es fängt Grashüpfer und Käfer, zerzaust ihnen die Flügel, läßt sie zappeln, schnäufelt daran umher, wirft sie weg und schlägt dann und wann einen Teutsches Lesebuch für Mittelschulen. Dritter Teil- 15