435 zum Tore hinaus. Stadt und Land haben ihren Bedarf ausge¬ tauscht, und der Handwerksmann hat manches Geldstück in seinen Kasten hinter das kupferne Zahlbrett geschoben. Auch der Rat ist zufrieden; denn während des Tages wurde nur ein Bürger tödlich verwundet, dagegen ist es gelungen, mehrere Marktdiebe gefangen zu nehmen. Auf den Straßen herrscht noch länger reges Treiben. Die Handwerksmeister unterhalten sich über die Ereignisse des Tages, die erwachsene Jugend eilt zu Musik und Tanz auf die freien Plätze, und die Knaben spielen in den Straßen, bis die Abendglocke zum Gebet mahnt. Alles zieht jetzt heimwärts zum Abendimbiß, und die Stadttore werden geschlossen und von innen verriegelt. Nach vollem Einbruch der Nacht erklingt auch die Ratsglocke. Alle Häuser schließen sich, und bald liegt die Stadt in tiefstem Frieden. Kein Wagen¬ gerassel, kein Johlen spät Heimkehrender, nicht einmal der Stundenruf des Wächters unterbricht die Stille. Nur der takt¬ mäßige Schritt der den Umgang haltenden Scharwache schallt durch die Straßen. 204. Der Pilgrim vor St. Just. August Graf yon Platen-Hallermünde. Platens sämtliche Werke in 4 Bänden. 1. Bd. Stuttgart u. Berlin. Cotta. S. 138. 1. Nacht ist's, und Stürme sausen für und für, hispanische Mönche, schließt mir auf die Tür! 2. Laßt hier mich ruhn, bis Glockenton mich weckt, der zum Gebet euch in die Kirche schreckt! 3. Bereitet mir, was euer Haus vermag, ein Ordenskleid und einen Sarkophag! 4. Gönnt mir die kleine Zelle, weiht mich ein, mehr als die Hälfte dieser Welt war mein. 5. Das Haupt, das nun der Schere sich bequemt, mit mancher Krone ward’s bediademt. 6. Die Schulter, die der Kutte nun sich bückt, hat kaiserlicher Hermelin geschmückt. 7. Nun bin ich vor dem Tod den Toten gleich und fall in Trümmer wie das alte Reich. 28: