438 sah er als seine vornehmste königliche Pflicht an. Dabei achtete er die Rechte seiner Untertanen wenig, hielt fremde fpanifche Truppen im Lande und brauchte zu deren Unterhalt große Geld¬ summen, die von den Niederlanden aufgebracht werden sollten. Es war damit der Anlaß zu erbitterten Feindseligkeiten umso¬ mehr gegeben, als die Niederländer auch den Hochmut der fremden fpanifchen Herren, die sie beherrschten, drückend genug empfanden. Unmöglich aber konnte eine so wichtige Persönlichkeit wie der Prinz von Oranien, der außerdem zu den vornehmsten und reichsten Herren der Niederlande gehörte, von dem drohenden Streite unberührt bleiben. Sein Verhältnis zu Philipp war nicht mehr das gleiche wie einst zu dessen Vater Karl. Der König liebte ihn nicht, ja er mißtraute ihm und hatte ihn im Verdacht, die Unzufriedenheit des Landes heimlich zu schüren. Um so größeres Ansehen aber gewann Wilhelm bei dem Volke der Niederländer, das ihn auch deshalb noch verehrte, weil er eine freundliche Art hatte, mit den Leuten selbst von geringem Stande zu verkehren. Dazu war er duldsam gegen die Anhänger der neuen Lehre, die anfangs nicht die seinige war, und völlig abgeneigt den Gewalt¬ maßregeln und Verfolgungen, die Philipp ins Werk fetzte. Stets riet er davon ab, wenn man nur feinen Rat hören wollte. Trotz aller Gegensätze blieb er mehrere Jahre hindurch noch auf der Seite des Königs, der ihm wichtige Ämter in einigen Landschaften übertragen hatte und dem er wertvolle Dienste leistete, als in¬ folge der allgemeinen Mißstimmung arge Unruhen ausbrachen. Aber immer mehr wuchs das Mißtrauen und die Unzufriedenheit Philipps gegen ihn und die niederländischen Adligen, die seine Anhänger waren. Wilhelm erkannte, daß er das Schlimmste zu befürchten hätte, als der König einen feiner erprobtesten Heer¬ führer, den grausamen Herzog von Alba, als seinen Statthalter ins Land schickte, und dieser nun ein Schreckensregiment ohne¬ gleichen begann. Der Prinz verließ noch vor Albas Ankunft (1567) die Niederlande, wo sein Leben auf dem Spiele stand, und ging nach Dillenburg, dem Schlosse seiner Väter, in dem Jo¬ hann VI., sein ihm ebenbürtiger Bruder, als Graf von Nassau- Katzenelnbogen herrschte. Dort war es, wo ihn eine Gesandtschaft der Niederländer aufsuchte, um ihm die Führerschaft in dem Kampfe anzutragen, der jetzt gegen Alba und die spanische Herr¬