12. Rittmeister Kurzhagen. Friedrich Pustkuchen-Glanzow. in dem Regiment des berühmten Generals von Zieten stand ein Rittmeister mit Namen Kurzhagen. Er war lelug, tapfer und hatte ein kindliches Gemüt. Seine Eltern waren arme Landleute im Mecklenburgischen. Mit dem Verdienstorden auf der Brust rückte er nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges in Parchim ein. Die Eltern waren von ihrem Dörfchen nach der Stadt gekommen, um ihren Sohn nach Jahren wiederzusehen, und erwarteten ihn auf dem Markte. Als er sie erkannte, sprang er rasch vom Pferde und umarmte sie unter Freudentränen. Bald darauf mußten sie zu ihm ziehen und aßen allezeit mit an seinem Tische, auch wenn er vor¬ nehme Gäste hatte. Einst spottete ein Offizier darüber, daß Bauern bei einem Ritt¬ meister zu Tisch säßen. „Wie, sollte ich nicht die ersten Wohltäter meines Lebens dankbar achten?" war seine Antwort, „ehe ich des Königs Rittmeister wurde, war ich ihr Kind." Der General von Zieten hörte von diesem Vorfall und bat sich selbst nach einiger Zeit mit mehreren Vornehmen bei dem Rittmeister zu Gast. Die Eltern des letzteren wünschten dieses Mal selbst nicht am Tische zu erscheinen, weil sie sich verlegen fühlen würden. Als man sich setzen wollte, fragte der General: „Aber Kurzhagen, wo sind Ihre Eltern? Ich denke, sie essen mit Ihnen an einem Tische?" Der Rittmeister lächelte und wußte nicht sogleich zu antworten. Da stand Zieten auf und holte die Eltern selbst herbei; sie mußten sich rechts und links an seine Seite setzen, und er unterhielt sich mit ihnen aufs freundlichste. AIs man anfing, Gesundheiten aus¬ zubringen, nahm er sein Glas, stand auf und sprach: „Meine Herren, es gilt dem Wohlergehen dieser braven Eltern eines verdienstvollen Sohnes, der es beweist, daß ein dankbarer Sohn mehr wert ist als ein hochmütiger Rittmeister!" Später fand der General Gelegenheit, dem König von der kind¬ lichen Achtung zu erzählen, die der Rittmeister seinen Eltern erwies, und Friedrich II. freute sich sehr darüber. Als Kurzhagen einst nach Berlin gekommen war, wurde er zur königlichen Tafel gezogen. „Hör Er, Rittmeister," fragte der König, um seine Gesinnung zu erforschen, „von welchem Hause stammt Er denn eigentlich? Wer