2. Mein Norden, mein Hochland, lebt wohl, ich muß zieh'n! Du Wiege von allem, was stark und was kühn! Doch wo ich auch wand're, und wo ich auch bin, Nach den Hügeln des Hochlands steht allzeit mein Sinn. 3. Lebt wohl, ihr Gebirge mit Häuptern voll Schnee, Ihr Schluchten, ihr Täler, du schäumender See! Ihr Wälder, ihr Klippen, so grau und bemoost, Ihr Ströme, die zornig durch Felsen ihr tost! 4. Mein Herz ist im Hochland, mein Herz ist nicht hier! Mein Herz ist im Hochland, im wald'gen Revier. Da jag' ich das Rotwild, da folg' ich dem Reh, Mein Herz ist im Hochland, wo immer ich geh'. 225. Einiges über London und englisches Volksleben. Karl Peters. Entscheidend für die Geschichte und die Bedeutung Londons ist die Tatsache, daß es an einem Punkt der Themse liegt, welcher noch völlig unter dem Einfluß der Nordseegezeiten steht. Es hat Wasser für die tiefestgehenden Ozeandampfer selbst bei Ebbe; kann aber die Flut in vollem Umfang für die einlaufenden Schiffe benutzen. Zwölf Stunden des Tages fließt die Themse an der Stadt vorbei stromaufwärts. Dadurch unterscheidet sich London so vorteilhaft als Hafen z. B. von Hamburg und Bremen, welche auf die Be¬ dingungen der mittelalterlichen Schiffahrt hin angelegt waren und für den modernen Seeverkehr nicht genügend Wasser haben. Sie liegen beide viel zu weit stromaufwärts. London dagegen wird ein Hafen ersten Ranges für alle Zeiten bleiben. Seine zweite Eigentümlichkeit empfängt es durch den Grundzug des englischen Nationalcharakters, dem alles Schabionisieren ver¬ haßt ist. London ist nicht willkürlich aufgebaut, wie z. B. Berlin oder Petersburg, oder auch Paris, sondern naturgemäß empor¬ gewachsen. Es trägt den Stempel des Naturwüchsigen mit allen seinen Vorzügen und seinen Mängeln. Von den deutschen Städten ist ihm Hamburg am ähnlichsten, nicht Berlin. Man stelle sich vor, daß Hamburg zehnmal seinen heutigen Umfang hätte, daß die Hohen- zollern und der Deutsche Reichstag in dieser größesten deutschen