476 •¿•.y*y^ in dunklen Ecken, an den Wänden und vereinzelt auch an den Fenstern der Wohnungen findet man jetzt tote Fliegen, die wie mit feinem weißen Mehl überstreut erscheinen und von einem schwachen Ringe dieses Mehles umgeben sind. Die Fliegen sind „verschimmelt", sagt der Landmann, und er meint damit, die Fliege sei nach ihrem Tode von Schimmelpilzen befallen worden. Dem ist aber in der Tat nicht so; die Fliege ist vielmehr einem Pilze, der sie bei lebendigem Leibe angriff, zum Opfer gefallen, und dieser Vorgang spielt sich folgendermaßen ab. Durch irgendeinen Zufall ist eine Stubenfliege mit der mikroskopisch kleinen Spore eines Pilzes aus der Familie der Insektentöter zusammen¬ gekommen. Die Spore bleibt an dem Leib der Fliege hasten und treibt nach kurzer Zeit einen Keimschlauch in das Innere des Körpers hinein. Im Leibesinnern sprossen größere Zellen aus dem Keimschlauch hervor, und bald ist der ganze Fliegenleib mit unzähligen Pilzzellen durchsetzt. Die Bewegungen der kranken Fliege werden immer langsamer, und endlich bleibt das dem Tode verfallene Insekt mit ausgespreizten Beinen an einer Stelle sitzen und verendet. Währenddessen hat der Pilz die ganze Leibeshöhle angefüllt und treibt jetzt zwischen den Leibesringen Schläuche in großer Menge durch die Haut nach außen; der Leib schwillt bedeutend an, die Hinterleibsringe treten auseinander, und die Zwischenräume zwischen ihnen werden zu breiten, weißen Pilzbändern, so daß der Hinter¬ leib weiß und braun geringelt erscheint und die Fliege dadurch ein ganz eigentümliches Aussehen erhält. Die nach außen gewachsenen Ästchen und Schläuche des Pilzes schnüren sich an der Spitze ab und bilden eine Spore. Durch vermehrte Wasseraufnahme platzt die Haut an der Spitze des Schlauches, und die Sporen werden mit großer Gewalt fortgeschleudert; sie sind es, die den weißen, mehlartigen Hof um den Körper der toten Fliege bilden. Trifft eins dieser winzigen Geschosse eine in der Nähe befindliche Fliege, so ist auch diese dem sichern Tode verfallen, bei ihr wiederholt sich derselbe Pilzbildungsprozeß. Die abgeschleuderten Sporen nun, die ihren Zweck nicht erfüllt haben, sondern rings um den toten Körper liegen, verbleiben nicht lange in Ruhe; bald bilden sie wiederum kleine Schläuche und Sporen, die wieder nach außen abgeschossen werden, so daß der für die Fliegen verderbliche Kreis jetzt schon bedeutend größer geworden ist. Die Sporenbildung kann sich nun noch öfter wiederholen, und manche Fliege wird von den tödlichen Geschossen getroffen und trägt das Unheil weiter unter ihre Kameraden, bis eine allgemeine Epidemie entsteht, die unzählige Tiere dahinrafft.