193 war im Laden so geschwind, wie natürlich, wo die Träger der Patronen Mädchen sind. sZ. Denn sie sagen, jeder Jäger Und ein Schuß so gut geladen mußte treffen so ans Ziel, daß von jedem ohne Gnaden immer ein Franzose fiel. Fr. Nückert. 103. Die Osnabrücker bei Waterloo. 1. Wenngleich die Schlacht bei Waterloo auf dem Boden Belgiens ge¬ schlagen worden ist, so hat sie für die Hannoveraner und namentlich für die Osnabrücker doch ein hohes Interesse, weil zahlreiche Söhne ihres Landes an derselben ehrenvoll teilgenommen haben. Es war am Abend des 18. Juni 1815, als Napoleon ausrief: „Jetzt ist es zu Ende! Retten wir uns!" und auf seinem persischett Schimmel- hengste davonsprengte. Seine Regimenter waren geschlagen, ihre Reste lösten sich auf zu regelloser Flucht. Rur die letzten Abteilungen seiner tapferen alten Garde hielten noch stand und wiesen die Aufforderung, sich zu ergebeu, mit Trotz zurück. Gegen sie wandte sich Oberst Halkett mit seinem Osnabrücker Bataillon. Augenzeugen geben darüber folgende Schilderung: 2. „Das Bataillon marschierte schweigend durch eine zienüich weite Nie¬ derung, wie das wellenförmige Gelände des Schlachtfeldes sie mehrfach bildete; wohin, wußte von der Mannschaft noch niemand. Nur das war klar, daß es direkt auf den Feind losging. Auf der jeuseitigen Höhe ange¬ langt, stand drei- bis vierhundert Schritt entfernt die feindliche Kolonne vor uns. Es war ein Regiment oder Bataillon der alten Garde, Napoleons stolzester Truppe. ,Schützen vor!' kommandierte unser Oberst. Auch die alte Garde schickte Scharfschützen aus, und sofort war das Gefecht im Gange. Wir rückten an, der Feind blieb auf der Stelle, wo er war. Unwillkürlich schob sich die Mitte unserer Schützenkette zusammen, um dem nachfolgenden Bataillon freie Front zu machen; denn ersichtlich mutzten wir in wenigen Au¬ genblicken zu einem Bajonettangriff übergehen. Als das scharf nachrückende Bataillon in der Schützenkette war, beeilte sich der Schritt. Wir kamen näher, die feindlichen Scharfschützen verschwanden, und eine Salve aus den vordersten Reihen der feindlichen Kolonne empfing uns. Wir stutzten und standen alle. Der kritische Augenblick auf Sieg oder Niederlage, Vorwärts¬ stürmen oder Rückwärtsgehen war da! ,Hurra, brave Osnabrücker!' Das war das kurze Wort unseres Führers. Das Bajonett flog in die Faust, und im Laufschritt stürzten wir vorwärts. Unsere Gegner kamen uns nicht zum Bajonettkampf entgegen; noch einen Augenblick standen sie, dann machten sie in offenbar wankender Haltung kehrt und gingen rückwärts, eine kurze Strecke noch in geschlossener Ordnung, dann aber in wüstem Niedersächsisches Lesebuch sür Mittelschulen. Teil IIIA. 1912. 13