er selbst aber unmittelbar darauf aus dem Sattel geschleudert, so daß er an der rechten Seite seines Pferdes herunterglitt und niederstürzte. Aber während der behende Hauptmann die Zügel des stutzenden Tieres ergriff, erhob der am Boden Liegende seinen Revolver, und — ließ ihn lautlos sinken, ächzend sank sein Körper zurück. Die Klinge des Hauptmanns war ihm durch die Kehle gedrungen. Eine Minute später jagte an den herbeikommenden Infanteristen ein Reiter vorüber, der ihnen zurief, sich zu beeilen. Angetan mit dem Mantel und der Kopfbedeckung des Gegners, gelang es dem Verwegenen, der die Sprache des Feindes vollkommen beherrschte, beim ersten Tages¬ grauen unangefochten durch die feindlichen Linien zu jagen und dann, die Richtung etwas ändernd, abermals feindliche Vorposten zu passieren. Er hatte aber doch endlich Verdacht erregt; man setzte ihm nach. Konnte sich das erbeutete Pferd auch nicht mit dem armen Said messen, so war es doch immerhin ein frischeres Tier. Umsichtig verließ er die Straße; bei jedem Hindernis lichtete sich die Schar seiner Verfolger. Wenige nur blieben ihm hart auf den Fersen. Man näherte sich dem Ziele. Ein Rennen auf Tod und Leben begann. Der kühne Reiter beur¬ teilte die Gegend so richtig, als ob er sich auf wohlbekanntem Gebiet bewege. Dort, an jener Geländemelle, mußte er wohl auf die Vorposten der Zweiten Armee stoßen. Die zu enge Kopfbedeckung war ihm längst entfallen; den Mantel abzuwerfen gelang ihm nicht. Drei seiner Gegner hatten ihn fast erreicht; zwei davon ritten ihm nahezu Seite an Seite. Mit der Klinge hieb er auf die Flanken des keuchenden Rappen. Brüllend drängten die andern heran. Drüben war man aufmerksam geworden; man hielt die Daherstürmenden für tollkühne Kundschafter. Eben erhielt der Hauptmann einen Säbelhieb von links, der flatternde Mantel machte den Streich unwirksam. Da krachte aus einer unfernen Hecke eine Gewehr¬ salve. Drei Pferde stürzten mit ihren Reitern; der Hauptmann blieb aufrecht. Laut rufend gab er sich zu erkennen; dann bezeichnete ihm der herbeieilende Feldwachtkommandeur die einzuschlagende Richtung. In mäßiger Gangart nahte er sich dem Ort. Vor einer Gruppe von Offizieren sank er keuchend vom Pferde, gehalten von hilfsbereiten Armen. Man flößte ihm rasch Stärkung ein; dann berichtete er stockend, mit leiser Stimme, aber klar. Nur der Ge¬ neral hörte es; die andern waren zurückgetreten. Mühsam schloß von M. die Meldung; er war aschfahl geworden. Man rief nach Hilfe. Mit schmerzverzerrtem Gesicht öffnete der Tapfere die Augen. Er starrte ins Leere. Ein Seufzer — dann lag er tot auf dem Rasen. Er hatte einen Schuß im Unterleib; zwei Rippen waren gebrochen. In Verkleidung hatte er seinen Ritt zu Ende führen müssen, aber es war doch eine Heldentat. So stirbt ein braver Soldat.