28 Nach der Feier in der Kirche begab man sich in eine nahe Schenke, in der nun frohe Ungebundenheit herrschte. Hier wurde der Wein getrunken, den der eine zur Buße, wie Meister Kothner, der andere zur Ehre, wie Meister Behaim, der zum erstenmal begabt worden war, hergeben mußte. Mitten auf der Tafel stand ein Wein- fäßchen, und einer der Meister hatte das Geschäft des Zapfens, indem ihm unaufhörlich die leeren Becher gereicht wurden. Als mancherlei besprochen und belacht war, klopfte Behaim, der den Vorsitz führte, mit dem Hammer und fragte alsdann die Versammelten, ob sie nicht ein Kampfgespräch versuchen wollten. Niemand hatte etwas dagegen. Er fragte wieder, wer singen wollte, und drei Meister hoben die Hände auf: Behaim selbst, Hans Sachs und Peter Vischer, der be¬ rühmte Erzgießer. Hans Sachs warf die Streitfrage auf mit den Worten: „Ihr Freunde, sagt mir, wenn ihr wißt, Wer der künstlichste Werkmann ist?“ Darauf pries Peter Vischer die Zimmerkunst und Holzschnitzerei, die zu jener Zeit musterhaft betrieben wurden; Michael Behaim hingegen rühmte den Steinmetz und die Baukunst hoch; Hans Sachs aber besang die Malerei, die damals in Albrecht Dürer, Lukas Kranach und Hans Holbein so berühmte Vertreter hatte, als eine noch höhere Kunst und trug unter lauten Beifallsbezeugungen den Sieg davon. Michael Behaim nahm sich den Kranz ab und setzte ihn dem Hans Sachs auf das Haupt, Nürnbergs kunstreichem Schuster und Poeten. So verschönerte man sich in jener Zeit das Leben durch die „löbliche Musika und liebliche Singekunst". 8. Sankt Peter mit den Landsknechten. Hans Sachs. Neun armer Landsknecht*) zogen autz vn garteten^) von Hautz zu Hautz, dieweil kein Krieg im Lande was. Eins morgens, da trug sie jr stratz Hinauff bitz für das Himel Thor, da klopfften sie auch an darnor, wolten auch in den Himel garten. i) Zuerst von Kaiser Marimilian I. angeworbene und besoldete Futztruppen. 2) gingen fechten (betteln).