V. Aus dem Naturleben. 281 3. Und Gärten ab und Gärten auf hat jeder Pfahl sein Käppchen auf; sie stehn wie Herren rings umher, denkt jeder Wunder, was er wär’! Der Nufsbaum auch macht’s ihnen nach, und auch das Schloss- und Kirchendach. 4. Ja, Schnee und Schnee! Und rings umher, man sieht nicht Strass’ noch Fufsweg mehr. Manch Samenkörnchen klein und zart liegt unterm Boden wohl verwahrt, und schneit’s, so lang es schneien mag, es harrt auf seinen Ostertag. 5. Manch Sommervöglein schöner Art liegt unterm Boden wohl verwahrt, hat keinen Kummer, keine Klag’ und harrt auf seinen Ostertag; währt es auch lang, es kommt ja doch, bis dahin schläft’s in Frieden noch. 6. Doch wenn die Schwalb’ im Frühling singt die Sonne warm das Land durchdringt, hei, da erwacht’s in jedem Grab und streift sein Totenhemdehen ab, und wo sich nur ein Löchlein zeigt, schlüpft Leben ’raus, so jung und leicht. 7. Da fliegt ein hungrig Spätzchen her, ein Krümchen Brot wär’ sein Begehr; es sieht dich an so jämmerlich und bittet um ein Bröckchen dich. Gelt, Bürschchen, das ist andre Zeit, wenn’s Korn in alle Furchen streut! 8. Da hast! Gieb andern auch was her. Bist hungrig, komm hübsch wieder her! — Ja, wahr ist, was das Sprüchlein spricht: „Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie haben keinen Pflug, kein Joch, und Gott im Himmel nährt sie doch.“ Robert Reinick nach Johann Peter Hebel. * * * 148. Das Sandkorn. i. ßjttgennft du etwas Kleineres und Unbedeutenderes als ein Sandkorn? Kaum, daß es dein Auge sieht! Der Finger fühlt's fast nicht, und wenn es fällt, so hört man keinen Laut! Ein leiser Wind bläst es hinweg! —