10 Pflasterstein hat Augen, jedes Kind kennt dich und deine Ge¬ danken, und tausend Sonnen scheinen. Aber das Gute wie das Schlimme wird oft von der Welt über¬ sehen. Ein Auge sieht alles, das ist Gottes. Drum halte dich selber vor deinem Gott über dir und vor deinem Gewissen in dir in Ehren; dann brauchst du nicht das einemal zu fürchten, daß dich alles sieht, und dir dabei etwas vorlügen und das anderemal zu zürnen, daß dich niemand sieht. 12. Deutscher Rät. Von Robert Reitndt, . Deutscher Jugendkalender für 1850. Leipzig. 8. 48. 1. Vor allem eins, mein Kind: Sei treu und wahr! Lah nie die Lüge deinen Mund entweihn! Don alters her im deutschen Volke war der höchste Ruhm, getreu und wahr zu sein. 2. Du bist ein deutsches Kind, so denke dran! Noch bist du jung, noch ist es nicht so schwer. Aus einem Knaben aber wird ein Mann - das Bäumchen biegt sich, doch der Baum nicht mehr. 3. Sprich ja und nein, und dreh' und deutle nicht! Was du berichtest, sage kurz und schlicht! Was du gelobest, sei dir höchste Pflicht! Dein Wort sei heilig, drum verschwend' es nicht! 4. Leicht schleicht die Lüge sich ans Herz heran, zuerst ein Zwerg, ein Riese Hinternach; doch dein Gewissen zeigt den Feind dir an, und eine Stimme ruft in dir: „Sei wach!" 5. Dann wach' und kämpf'! Es ist ein Feind bereit - die Lüg' in dir, sie drohet dir Gefahr. Kind, Deutsche kämpften tapfer allezeit; du deutsches Kind, sei tapfer, treu und wahr! 13. Drei Daare und einer. von Friedrich Rückert. Gedichte. Auswahl des Verfassers. Frankfurt a. M. 1841. S. 541. 1. Du hast zwei Ohren und einen Hund; willst du’s beklagen? Gar vieles sollst du hören und wenig drauf sagen.