46 sprang er rasch vom Pferde und umarmte sie unter Freudentränen. Bald darauf mutzten sie zu ihm ziehen und atzen allezeit mit an seinem Tisch, auch wenn er vornehme Gäste hatte. Einst spottete ein Offizier darüber, datz Bauern bei einem Ritt¬ meister zu Tische sätzen. „Wie sollte ich nicht die ersten Wohltäter meines Lebens dankbar achten?" war seine Antwort; „ehe ich meines Königs Rittmeister wurde, war ich ihr Kind." — Der General von Iieten hörte von diesem Vorfall und bat sich selbst nach einiger Zeit mit mehreren vornehmen Offizieren bei dem Rittmeister zu Gaste. Dessen Eltern wünschten diesmal selbst nicht, am Tische zu erscheinen, weil sie sich verlegen fühlen würden. Als man sich setzen wollte, fragte der General: „Aber Kurzhagen, wo sind Ihre Eltern? Ich denke, sie essen mit Ihnen an einem Tische?" Der Rittmeister lächelte und wußte nicht sogleich zu antworten. Da stand Zielen auf und holte selber die Eltern herbei; sie mutzten sich rechts und links an seine Seite setzen, und er unterhielt sich mit ihnen aufs freundlichste. Als man anfing, Gesundheiten auszubringen, nahm er sein Glas, stand auf und sprach: „Meine Herren, es gilt dem Wohlergehen dieser braven Eltern eines verdienstvollen Sohnes, der beweist, datz ein dankbarer Sohn mehr wert ist als ein hochmütiger Rittmeister." Später fand der General Gelegenheit, dem Könige von der kind¬ lichen Achtung zu erzählen, die der Rittmeister seinen Eltern erwiesen hatte, und Friedrich freute sich sehr darüber. Als Kurzhagen einst nach Berlin kam, wurde er zur königlichen Tafel gezogen. „Hör' Er, Rittmeister," fragte der König, um seine Gesinnung zu erforschen, „von welchem Hause stammt Er denn eigentlich? Wer sind Seine Eltern?" — „Ew. Majestät," antwortete Kurzhagen ohne Verlegenheit, „ich stamme aus einer Vauernhütte, und meine Eltern sind Bauersleute, mit denen ich das Glück teile, das ich Ew. Majestät verdanke." — „So ist's recht," sagte der König erfreut, „wer seine Eltern achtet, der ist ein ehrenwerter Mann; wer sie geringschätzt, verdient nicht, geboren zu sein." 47. ver alle Großvater und der Enkel. Von den Brudern Grimm. Kinder- u. Hausmärchen. Originalausgabe. 32. Ausl., besorgt von Rein hold Steig. Stuttgart u. Berlin 1906. S. 259. Cs war einmal ein steinalter Mann, dem waren die Augen trüb ge¬ worden, die Ohren taub, und die Knie zitterten ihm. Wenn er nun bei Tische saß und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er Suppe