342 212. Was am Bahndamm lebt. von Ludwig Benick, Die Landjugend. Herausg. von Heinrich Sohnrey. 8. Jahrg. Berlin 1904. S. 174. bgleich der Bahndamm, den ewig das Rasseln der Züge erschüttert, kaum geeignet scheint, den scheuen Tieren der „Wildnis“ eine Wohnstatt zu bieten, findet man an den Bahndämmen der nord¬ deutschen Ebene doch ein reiches Tierleben. Die größeren Säugetiere fehlen, dafür trifft man den Hasen, der sich sogar neben den Schienen zum Schlafen niederduckt und oftmals ein Opfer der Räder wird, ln den Böschungen haust das wilde Kaninchen, dessen Minier¬ arbeiten der ganzen Anlage geradezu gefährlich werden. Der Fuchs legt „Malepartus, seine Feste“ auch mit Vorliebe im Bahndamm an. Er hat da leichtere Arbeit, da er die Stollen nur wagerecht einzutreiben braucht. An der Sonnenseite hausen be¬ sonders die Feldmäuse und demzufolge auch das Wiesel und der Igel. Der Maulwurf ist ebenfalls anzutreffen. Sehr reich vertreten ist die Vogelwelt. Ein „Charaktervogel des Bahndammes“ ist das Braunkehlchen. Es baut sein Nest direkt in das Riedgras, bekommt die jungen aber nur seiten flügge. Wenn die „Vormahd“ beginnt, ist die Brut noch jung; ungeschützt durch Gräser und Halme, fällt sie bald den Krähen und Elstern anheim. Auch die Schaf- und die Bachstelzen halten sich gern an den Bahndämmen auf. Ein Eisenbahnwärter berichtet von einem Bachsielzenpaar, das zwölf jähre hintereinander in seinem Hause nistete. Ebenso trifft man am Wärterhäuschen und demzufolge auch am Bahndamm häufig das Hausrotschwänzchen und die Schwalbe. Gold- und Grauammer nisten besonders da, wo die Hänge mit Büschen bepflanzt sind. Der Neuntöter sitzt auf den Telegraphen- und Einfriedigungsdrähten und schaut von hier nach Beute aus. Das Rebhuhn brütet an den Böschungen. Nachts gerät es im schnellen Fluge oft an die Tele¬ graphendrähte und findet ein frühes Ende. Man hat berechnet, daß in Deutschland jährlich 500000 bis 750000 Rebhühner auf diese Art zugrunde gehen, ungerechnet die, welche sich noch flüch¬ ten können und von den Streckenwärtern nicht gefunden werden. Der Bussard, der Habicht, der Turmfalke, der Sperber, der Kauz, alles geht hier auf die Mäusejagd. Von Reptilien trifft man be¬ sonders die Eidechse, die Blindschleiche und die Ringelnatter, sowie den braunen Grasfrosch. Kröten sind seltener. Von den nackten Schnecken findet man auch nur zwei Arten, die Weg- und Egel¬ schnecke. Desto zahlreicher sind die Insekten, und besonders die Schmetterlinge. Auf dem Kiesdamm selber zwischen den Schienen