62 54. Schäfers Sormtagstteä. von cudwig ubiand. Gedichte. Kritische Ausgabe von Erich Schmidt u. Jul. Hartmann. 1. Band. Stuttgart 1898. S. 16. 1. Das ist der Tag des Herrn! Ich bin allein auf weiter Flur; noch eine Morgenglocke nur — nun Stille nah und fern. 2. Anbetend knie ich hier. O süßes Graun! geheimes Wehn, als knieten viele ungesehn und beteten mit mir! 3. Der Himmel, nah und fern, er ist so klar und feierlich, so ganz, als wollt' er öffnen sich. — Das ist der Tag des Herrn! 55. Gedll!c!. Von Philipp Spitta. Psalter und Harfe. Erste Sammlung. 1. Es zieht ein stiller Engel durch dieses Erdenland, zum Trost für Erdenmängel hat ihn der Herr gesandt. In seinem Blick ist Frieden und milde, sanfte Huld; o, folg’ ihm stets hienieden, dem Engel der Geduld! 2. Er führt dich immer treulich durch alles Erdenleid und redet so erfreulich von einer schönern Zeit. Denn willst du ganz verzagen, hat er doch guten Mut, er hilft das Kreuz dir tragen und macht noch alles gut. 5. Auflage. Leipzig 1838. S. 125. 3. Er macht zu linder Wehmut den herbsten Seelenschmerz und taucht in stille Demut das ungestüme Herz. Er macht die finstre Stunde allmählich wieder hell, er heilet jede Wunde gewiß, wenn auch nicht schnell. : 4. Er zürnt nicht deinen Tränen, wenn er dich trösten will; er tadelt nicht dein Sehnen, j nur macht er’s fromm und still. Und wenn im Sturmestoben du murrend fragst: Warum? so deutet er nach oben, mild lächelnd, aber stumm. 5. Er hat für jede Frage nicht Antwort gleich bereit, sein Wahlspruch heißt: Ertrage,— die Ruhstatt ist nicht weit! So geht er dir zur Seite — und redet gar nicht viel — und denkt nur in die Weite, ans schöne, große Ziel.